Solingen Jede Typisierung zählt

Solingen · Die Alevitische Kulturgemeinde Solingen organisierte zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei eine Typisierungsaktion, um zwei an Leukämie erkrankten Menschen helfen zu können.

 Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei in den Räumen der Alevitischen Kulturgemeinde Solingen: Arzu Chici nimmt Tugay Akburak Blut ab.

Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei in den Räumen der Alevitischen Kulturgemeinde Solingen: Arzu Chici nimmt Tugay Akburak Blut ab.

Foto: Anja Tinter

Die Chancen für die 31-jährige Solingerin Angelika und Onur, den 15-jährigen Neffen einer Solinger Familie, stehen nicht sehr gut. Die beiden sind in diesem Jahr an Leukämie erkrankt und warten auf einen geeigneten Stammzellspender. "Im günstigsten Fall stehen die Chancen, einen passenden Spender zu finden, bei eins zu 20 000", sagt He-lena Kronenberg, "es kann aber auch eins zu einer Million sein."

Anders als bei Blutspenden, müssen bei der Übertragung von Stammzellen die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen. Deshalb ruft die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) unermüdlich zu Typisierungen auf. So nun gemeinsam mit der Alevitischen Kulturgemeinde Solingen.

Spender zwischen 18 und 55 Jahren

Wie läuft eine Typisierung ab? "Zuerst werden die Daten erfasst", erklärt Helene Kronenberg von DKMS. Zwischen 18 und 55 Jahren darf ein Spender sein. Ihm werden dann fünf Milliliter Blut abgenommen, die dann im Labor auf ihre Gewebemerkmale untersucht und in der Knochenmarkspenderdatei erfasst werden. Das Verfahren ist nicht billig. "Eine Typisierung kostet 50 Euro", weiß Kronenberg.

Schon über 2,4 Millionen Menschen haben sich in der DKMS registrieren lassen. Dennoch kann für jeden fünften Erkrankten kein geeigneter Spender gefunden werden. Das liegt auch daran, dass sich bisher so wenig Menschen haben typisieren lasen. Findet sich ein passender Spender, wird er gründlich untersucht, um ihm dann entweder aus dem fließenden Blut — ähnlich wie bei der Dialyse — Stammzellen zu entnehmen oder unter Vollnarkose aus dem Beckenknochen. Für Angelika und Onur läuft die Suche nach geeigneten Spendern weltweit auf Hochtouren.

Die Familie der jungen Frau und der Onkel von Onur haben die Typisierung in Solingen organisiert. "Wir hoffen, dass wir jemanden finden", sagt Memduh Dilbas, Onurs Onkel und Mitglied in der Alevitischen Kulturgemeinde. "Wir haben die Hoffnung nicht verloren." Zahlreiche Einladungen an Freunde des Vereins, aber auch an Schulen, Parteien und andere Vereine wurden verschickt. Mit dem Ergebnis ist Memduh Dilbas zufrieden. Es kamen rund 250 Menschen zur Typisierung. "Es gibt so viele Kranke auf der Welt", bedauert er. Mit jedem Spender steigt die Chance auf Heilung. "Man weiß nie, was einem selbst einmal passiert."

Leben retten

Nun plant die Alevitische Kulturgemeinde Solingen zusammen mit ihrer Schwestergemeinde in Remscheid ein Fest zu veranstalten, dessen Erlös an die DKMS gehen soll. Gerade hat sich Hatice Utas Blut abnehmen lassen. "Ich kenne den Onkel von Onur", sagt sie. Deshalb ist sie hier. Die Aussicht einer anstrengenden Stammzellspende schreckt sie nicht ab. "Im Endeffekt werde ich ein Leben retten", erklärt sie. "Das ist das, was zählt."

(sue)
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