Solingen Jesus auf dessen Leidensweg begleitet

Solingen · Hunderte Zuschauer begleiten die Karfreitagsprozession der italienischen Gemeinde vom Walder Stadion bis zur Weyerstraße. Rund 50 Darsteller wirken bei dem emotionalen Schauspiel mit.

Als die Soldaten Jesus auspeitschen, ihm schließlich die Dornenkrone aufsetzen und das schwere, hölzerne Kreuz auf die Schulter legen, herrscht fast vollständige Stille im Walder Stadion - obwohl dort gestern zur Karfreitagsprozession der Missione Cattolica Italiana hunderte Menschen zusammen gekommen sind.

Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren wollen Jesus, dargestellt zum ersten Mal von Francesco Soresi, auf seinem Leidensweg begleiten und folgen ihm still, andächtig und betroffen, als er sich, von lauten Trommelschlägen untermalt, auf den Weg nach Golgatha, dem Ort der Kreuzigung, macht. Der getragene, italienische Gesang einer Frauengruppe macht die Stimmung umso beklommener. Barfuß schreitet Francesco Soresi im weißen Gewand über den schroffen Asphalt der Adolf-Clarenbach-Straße, das rund 50 Kilo schwere Kreuz liegt auf seiner rechten Schulter, der untere Teil schleift knirschend über den Boden. Der Verrat durch Judas, die Verhaftung und die Verurteilung durch Pilatus liegen da schon hinter ihm, das Treffen mit den frommen Frauen, die Begegnung mit Simon von Cyrene und schließlich die Kreuzigung, die auf einem Parkplatz an der Weyerstraße stattfindet, noch vor ihm.

Für Francesco Soresi ist die Prozession ein ganz besonderer, ein emotionaler Moment: Denn der 46-jährige Ohligser trägt das Kreuz vor allem für seine verstorbene Mutter und hat sich in den vergangenen Wochen intensiv durch Gebete und durch Fasten auf die Darstellung von Christi vorbereitet. Es geht ihm nicht um eine Rolle, nicht um die große Show - es geht ihm darum, die Leiden des Heilands nachzufühlen. Und so spielt er auch: Bricht verwundet unter den Schlägen der Soldaten zusammen, trägt ergeben das Kreuz, von dessen Gewicht er am nächsten Tag Blasen an den Schultern haben wird.

"Das ist wirklich total ergreifend", sagt Christa Pahlke, als sie langsam der Prozession aus dem Stadion hinaus auf die Straße folgt. Die ersten Stationen des Leidenswegs finden im Walder Stadion statt, die weiteren auf der rund einen Kilometer langen Strecke bis zum Supermarkt-Parkplatz an der Weyerstraße. Alle Gebete werden durch ein Megafon auf Italienisch und Deutsch gesprochen. Die Solingerin Pahlke ist zum ersten Mal dabei und will dem Kreuzweg auch bis zum Ende folgen. Auch für Christa Gebauer ist es eine Premiere. Die Prozession gefalle ihr, sagt sie, als sie dem Zug die Straße hinauf folgt, die Darstellung sei sehr intensiv. Enkeltochter Sina (5), die sie begleitet, will schnell weiter, will sehen, was mit Jesus passiert.

Rund 50 Darsteller beteiligen sich an der Karfreitagsprozession der italienischen Gemeinde, im Herbst hatten sie unter der Leitung von Giovanni Zito mit den Vorbereitungen begonnen. "Wir freuen uns, dass so viele Zuschauer gekommen sind", sagt Zito, neben vielen Italienern aus der Gemeinde auch unzählige andere Gläubige unterschiedlicher Nationen und etliche Neugierige. Natürlich sei es ein Schauspiel. "Uns ist es ganz wichtig, dass es keine Show ist".

(mxh)
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