Solingen Jonasz Stern: Überlebender der Shoah

Solingen · Das Zentrum für verfolgte Künste und das MOCAK Museum für Gegenwartskunst in Krakau zeigen gemeinsam die erste Einzelausstellung von Jonasz Stern (1904 - 1988) in Deutschland. Mit der Präsentation "Landschaft nach der Vernichtung" erinnern die beiden Institutionen gleichzeitig auch an das 25-jährige Bestehen des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrags. Die Ausstellung im Zentrum für verfolgte Künste wird am 4. August eröffnet.

Jonasz Stern gehört zu den großen polnischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Vor dem 2. Weltkrieg war er Mitglied der Künstlervereinigung I. Krakauer Gruppe. 1957 gründete er zusammen mit Maria Jarema und Tadeusz Kantor die II. Krakauer Gruppe. Die Vorkriegsgruppe experimentierte mit künstlerischen Formen und Stilen und vertrat linke Positionen. Die meisten Mitglieder gehörten zur CPP (Polnische Kommunistische Partei). Darunter auch Stern, der als politischer Gefangener des konservativen polnischen Staats Mitte der 1930er Jahre im Lager Bereza Kartuska interniert wurde.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh Stern von Krakau nach Lemberg. Seine Kunstwerke ließ er in seinem Studio zurück, keines überdauerte den Krieg. Jonasz Stern kam - nach der Besetzung Lembergs durch die Deutschen - als polnischer Jude ins Ghetto. Am 1. Juni 1943 sollte er in einer Massenerschießung ermordet werden. Die Kugeln trafen ihn nicht, nachts kroch er aus dem Leichenberg heraus und es gelang ihm die Flucht nach Ungarn.

Die dramatischen Erfahrungen prägten fortan sein Denken und seine Kunst. In seinen Assemblagen vereinte er mit einfachen Symbolen - Skelette von Säugetieren, Sand, Steine oder Netze - die Dramen des Lebens und des Todes. Die Gemälde sind frei von Pathos. Es sind abstrakte Landschaften, die aus den Überresten der Welt entstanden sind. Kein Ausdruck der Verzweiflung nach dem Verlorenen, viel mehr ein Appell an die Lebenden.

(red)
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