Solingen Jubiläumsmesser aus echtem Brückenstahl

Solingen · Am Montag besteht Zwilling J. A. Henckels seit 285 Jahren. Das zur Neusser Werhahn-Gruppe zählende und 1731 gegründete Solinger Unternehmen bietet deshalb eine limitierte Auflage von "Müngsten Damast" an.

Solingen: Jubiläumsmesser aus echtem Brückenstahl
Foto: Jost Hiller/Zwilling

Vor zwei Jahren war es lediglich ein Unikat, das der Schneidwarenhersteller Zwilling J. A. Henckels dem Deutschen Klingenmuseum in Gräfrath schenkte und seitdem im dortigen Messerraum zu sehen ist. "Müngsten Damast" heißt das Messer, geschmiedet aus dem mehr als 100 Jahre alten Stahl der Müngstener Brücke.

Die Entwicklung des Messers erfolgte damals im Unternehmen unter absoluter Geheimhaltung. Der Stahlkoloss, ein Teil aus Feld 62 des Unterzugs der Brücke, drei Meter breit, einen Meter tief, eine Tonne schwer, wurde nach der Bereitstellung durch die Deutsche Bahn direkt zu einem Damastschmied in den Taunus transportiert.

Im Unternehmen liefen zur gleichen Zeit die Analysen an, wie sich der alte Brückenstahl mit modernem Stahl verbinden lässt. "Denn aus dem vor über 100 Jahren geschmolzenen Stahl der Müngstener Brücke allein lässt sich keine funktionierende Klinge herstellen", erläuterte damals Zwilling-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Droese. "Die Kunst bestand darin, eine Klinge aus modernem Stahl und dem Stahl des Industriedenkmals herzustellen."

 1731 ließ Peter Henckels den Zwilling als Handwerkszeichen in die Solinger Messermacherrolle eintragen.

1731 ließ Peter Henckels den Zwilling als Handwerkszeichen in die Solinger Messermacherrolle eintragen.

Foto: Zwilling, Stephan Köhlen (Archiv)

Das Unikat bekommt nun aber Zuwachs. Denn anlässlich des 285. Geburtstages des Unternehmens von der Grünewalder Straße wird "Müngsten Damast" als Sammler- beziehungsweise Liebhaberstück angeboten - in einer Auflage von 285 Stück zum Preis von je 1731 Euro - und zwar ab dem kommenden Montag, 13. Juni.

Rund 200 Gramm Brückenstahl sind vor zwei Jahren in dem Einzelstück verarbeitet worden, kombiniert mit zwei härtbaren Edelstahlen. "Es ging darum, den über 100 Jahre alten Stahl mit modernem Edelstahl zu verschweißen und schmieden zu lassen", sagte Michael Gordner jüngst auf der Messe Ambiente. Er ist Mitglied der Geschäftsbereichsleitung Küche bei Zwilling und ergänzt: "Das Ergebnis überzeugt. Durch zwei härtbare Edelstähle und den Brückenstahl ist ein Damastverbund entstanden, der entsprechend der 107 Meter hohen und 1897 fertiggestellten Brücke 107 Lagen Stahl aufweist."

Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass der Stahl der Brücke in dem fertigen Messer deutlich zu erkennen ist: Als hellere Streifen hebt er sich deutlich im Linienspiel der verschiedenen Stahllagen ab, deren Kontrast durch einen Ätzprozess sichtbar gemacht wurde. Auch die Anzahl der Stahllagen ist ein Tribut an die Müngstener Brücke: Sie ist 107 Meter hoch, deshalb wurden für dieses Messer 107 Lagen angepeilt.

Der 13. Juni als Markteinführung ist bewusst gewählt. Denn an diesem Tag vor 285 Jahren wurde Zwilling gegründet. Peter Henckels ließ den heute weltbekannten Zwilling als Handwerkszeichen in die Solinger Messermacherrolle eintragen. 40 Jahre später wird Johann Abraham Henckels geboren, der dem Unternehmen den bis heute gültigen Namen gibt.

"Die Messer werden ab dem Geburtstag in den Zwilling Shops, im Zwilling Online Shop und bei teilnehmenden Händlern erhältlich sein", sagte Bettina Thomas von der Marketing-Abteilung der Aktiengesellschaft.

Anfragen für die in Solingen hergestellten Messer "Müngsten Damast" gibt es weltweit schon reichlich, ergänzte Matthias Pönipp, bei Zwilling Produktmanager Messer. "Aus 18 Ländern liegen bereits Aufträge vor", so Pönipp. Er geht davon aus, dass die limitierte Auflage in Kürze ausverkauft ist.

Das Solinger Unternehmen ist seit 1970 Teil der Neusser Werhahn-Gruppe. Und bereitet den Aktionären offenbar auch im 285. Jahr des Bestehens viel Freude.

Denn Zwilling J. A. Henckels erzielte im vergangenen Jahr im In- und Ausland einen Rekordumsatz in Höhe von 763 Millionen Euro. Das waren 17 Prozent mehr als im Jahr 2014. Vor allem die Geschäftsbereiche "Küche" und "Beauty" haben zum deutlichen Anstieg beigetragen. Der Auslandsanteil des Unternehmens erreicht jetzt satte 87 Prozent.

Zwilling ist aber längst nicht mehr nur Schneidwaren- und Besteckhersteller, sondern breit aufgestellter Anbieter von Produkten für die moderne Wohnküche. Unter anderem beteiligt ist das Unternehmen an Tweezerman International (USA; Beauty-Produkte), Arcos Hermanos (Spanien; Messer), United Salon Technologies (Deutschland; Friseurbedarf, Profi-Haarscheren), Demeyere (Belgien; Edelstahl-Kochgeschirr), Staub (Frankreich; Gusseisen-Kochgeschirr), Ballarini (Italien; Kochgeschirr Aluminiumguss), alessandro International (Deutschland; Hand-, Nagel- und Fußkosmetik) sowie QVS Global (China; Kosmetik Accessoires).

Weltweit werden 4000 Mitarbeiter beschäftigt, in der Klingenstadt inklusive der Unternehmen Jaguar und Tondeo sind es 832 Beschäftigte.

(uwv)
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