Solingen Junge haben keine Zeit für Stadtrat

Solingen · Nach dem angekündigten Rückzug von Alexander Felsch und Arne Pidun ist die CDU auf der Suche nach drei Nachrückern. Denn auch für den Ende 2011 ausgeschiedenen Peter Bernecker ist noch kein Nachfolger gefunden. Auch andere Rats-Parteien haben Personalprobleme.

Für Alexander Felsch war der Schritt nicht einfach, aber er musste vollzogen werden: "Kommunalpolitik ist nicht Haupterwerb, sondern Hobby", sagt der 29-Jährige. Zusammen mit seinem Parteifreund Arne Pidun (27) hatte er am Mittwochabend vor der CDU-Fraktion angekündigt, sein Ratsmandat mit Wirkung nach der Ratssitzung am 2. Februar niederzulegen (wir berichteten). Allein berufliche und private Gründe seien dafür ausschlaggebend. Die Jungpolitiker sehen die Fortführung ihres Mandates nicht mehr vereinbar mit ihren jeweiligen beruflichen Herausforderungen an, die in beiden Fällen außerhalb der Klingenstadt liegen.

2005 nachgerückt

Felsch, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, arbeitet als wissenschaftlicher Referent bei der CDU-Landtagsfraktion, seit 1999 ist er Mitglied in der Partei. "Wir sind im Landtag zwar jetzt in der Opposition, aber dadurch ändert sich das Arbeitspensum nicht – im Gegenteil", erklärt der 29-Jährige. Im Oktober 2005 ist er in den Stadtrat für Torsten Barkhaus nachgerückt, der ebenfalls aus beruflichen Gründen der CDU-Ratsfraktion den Rücken kehrte.

"Ich bedauere den Rückzug von Alexander Felsch und Arne Pidun", sagt Fraktionsvorsitzender Bernd Krebs, "das sind immerhin zwei Kollegen, mit denen wir in der Zukunft einiges vorhatten". Aber Bernd Krebs respektiert die Entscheidung der beiden jungen Männer: "Arne Pidun ist Vater von zwei Kindern und schreibt gerade an seiner Promotionsarbeit. Außerdem ist er als Jurist tätig, da muss man sich schon überlegen, wie viel Freizeit man ins Ehrenamt einbringen will und kann."

Krebs sieht im Rückzug von Felsch und Pidun aber weder die Stadt noch die CDU untergehen: "Das ist ein ganz normaler Vorgang." Die CDU muss jetzt indes für Nachrücker sorgen. Nicht nur für Alexander Felsch und Arne Pidun, auch für Peter Bernecker. Der Beamte der Bundesagentur für Arbeit musste wegen seines Wechsels ins kommunale Jobcenter zum Ende 2011 sein Ratsmandat niederlegen. Nachrückerin für ihn wäre laut CDU-Reserveliste Helga Lehmann gewesen, doch die habe abgewunken. "Wir gehen die Reserveliste jetzt nach und nach durch", meint Bernd Krebs.

"Natürlich ist die Belastung für junge Menschen hoch, wenn sie ein Ratsmandat wahrnehmen. Gerade in der Ausbildung oder im Arbeitsprozess", sagt Manfred Krause. Grundsätzlich gelte das aber für alle Altersgruppen. Der Fraktionssprecher der Grünen sieht seit längerem die Tendenz, dass "eher weniger Jüngere in der Kommunalpolitik aktiv sind". Das liege aber auch daran, dass es weniger Handlungsspielraum gebe. Die Probleme seien komplexer geworden. "Außerdem ist keine Aufbruchstimmung da, die vielleicht dafür sorgen würde, dass sich mehr politisch betätigen und die Zukunft mitgestalten", meint Krause. Das mache Kommunalpolitik nicht unbedingt attraktiv.

"Interesse für Kommunalpolitik zu wecken, wird immer schwieriger, gerade bei jungen Leuten", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Ernst Lauterjung. Im vergangenen Jahr musste auch die SPD zwei ambitionierte Ratspolitiker ersetzen, Rainer Kirchner und Dr. Carsten Schneider. Berufliche Belastungen und Veränderungen waren für beide ausschlaggebend, ihr Mandat niederzulegen. Lauterjung denkt längst in neue Richtungen. Die Zeit der politischen "Ochsentour" ist für ihn vorbei. Die Partei müsse sich weiter für Quereinsteiger öffnen.

(RP)
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