Solingen Junges Talent an der Kirchen-Orgel

Solingen · Kamil Gizenski gestaltete das zweite Konzert bei der beliebten Musikreihe in der Gräfrather Klosterkirche.

 Die Gräfrather Klosterkirche ist auch in diesem Jahr wieder Schauplatz der kleinen Orgelsommer-Konzertreihe.

Die Gräfrather Klosterkirche ist auch in diesem Jahr wieder Schauplatz der kleinen Orgelsommer-Konzertreihe.

Foto: Anja Tinter (Archiv)

Der 20-Jährige ist ein musikalisches Multitalent. "Ich spiele Geige und Klavier, aber inzwischen konzentriert sich alles auf meine Liebe zur Orgel", sagte der junge Musiker beim einem Gespräch mit der Morgenpost vor seinem Konzert in der, trotz der drückenden Hitze sehr gut besuchten Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Kamil Gizenski ist mit der dortigen Klais-Orgel bestens vertraut. "Ich habe dort schon öfter eine Vertretung übernommen", erzählte er. Musik soll aber sein Hobby bleiben, nach seinem Abitur am Gymnasium Schwertstraße studiert Gizenski seit zwei Jahren an der Bonner Universität Englisch und Geografie für das Lehramt. Vielleicht hat ihn das zweite Studienfach zu seinem Programm inspiriert, er nahm die aufmerksamen Zuhörer unter dem Titel "Fernweh" mit auf eine vielseitige musikalische Reise durch viele Musikepochen und Kontinente.

In diesem Jahr feiert die Musikwelt den 150. Geburtstag des finnischen Komponisten Jan Sibelius, passend zum Auftakt erklang dessen majestätische "Entrada", gleich abgelöst von der Musik des Polen Andrzej Kurylewicz, der die Pfade seiner Heimat romantisch in Noten gesetzt hat. Zurück in den Barock ging es mit einer Tanzmelodie des Niederländers Jan Pieterszoon Sweelinck, und gleich darauf landete die Musikreise in Spanien und damit bei der Musik von Isaac Albéniz, der schon im Alter von vier Jahren Konzerte am Klavier gab.

Die erfreuliche Vielfalt dieses Konzerts führte die Besucher danach in den Wilden Westen, denn die Erkennungsmelodie des Sergio Leone-Films "Once Upon a Time in The West" (Spiel mir das Lied vom Tod) von Ennio Morricone ist ein Klassiker der Filmmusik. Der Organist spielte auch einige brasilianische Skizzen aus der Feder von Arty Barroso und landet mit seinem Orgelspiel schlussendlich in Asien.

Kamil Gizenski hatte die Programmmusik des amerikanischen Komponisten Roy Spaulding Stoughton für sich entdeckt. Mit viel Lokalkolorit komponiert erklangen Teile dessen großartiger "Suite of India", musikalische Miniaturen des Lebens in Indien. Natürlich durfte auch der afrikanische Kontinent nicht fehlen, schließlich wurde Verdis Oper "Aida" 1871 in Kairo uraufgeführt. Der Siegesmarsch aus dieser Oper bildete den Schlusspunkt dieses gut einstündigen Konzerts. Nicht so ganz, denn die lang applaudierenden Zuhörer bekamen ihre Zugabe. Diesen begabten Organisten sollte man nicht aus den Augen verlieren, denn schon in jungen Jahren verblüfft er durch brillante Virtuosität. "Verzeihen sie meine Fehler", sagte er bescheiden seinem Publikum, und diese kleinen Patzer waren im Rückblick auf dieses begeisternde Konzert wirklich zu entschuldigen, denn sein Publikum möchte ihn noch öfter bei Konzerten in seiner Heimatstadt erleben.

(RP)
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