Solingen Kleine Vorleser sorgen für Kino im Kopf

Solingen · Beim Stadtentscheid zum bundesweiten Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des deutschen Buchhandels in der Stadtbibliothek zogen die jungen Teilnehmer ihr Publikum in den Bann. Der Jury fiel die Auswahl des Siegers schwer.

 Justus Vetter war einer der insgesamt elf jungen Teilnehmer, die mit ihrem Lesefluss und der Interpretation der jeweiligen Texte die zumeist erwachsenen Zuhörer begeisterten.

Justus Vetter war einer der insgesamt elf jungen Teilnehmer, die mit ihrem Lesefluss und der Interpretation der jeweiligen Texte die zumeist erwachsenen Zuhörer begeisterten.

Foto: Stephan Köhlen

An diesem Samstagnachmittag sah die Kinder- und Jugendbibliothek einmal ganz ungewohnt aus. Anstelle der Bücherregale waren hier Stuhlreihen aufgebaut, die schnell voll besetzt waren. Denn bereits zum vierten Mal wurde der Stadtentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs, der seit 1959 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels durchgeführt wird, in der Stadtbibliothek ausgetragen.

Elf Schüler der Jahrgangsstufe sechs hatten sich bereits bei Schulwettbewerben als schulbeste Vorleser qualifiziert und waren nun angetreten, um als Solingen-Sieger in den Bezirksentscheid nach Düsseldorf zu fahren. "Vorlesen macht Kino im Kopf", sagte Charlotte Struckmeier von der Kinder- und Jugendbibliothek, die den Vorlesewettbewerb charmant moderierte und mit den Teilnehmern mitfieberte.

Und Kino im Kopf erzeugten die elf jungen Vorleser tatsächlich mit den Buchausschnitten, die sie sich für diesen Anlass ausgesucht und kräftig geübt hatten. Schließlich galt es nicht nur, das Publikum zu begeistern, sondern auch eine Jury aus Journalisten, Autoren, Jugendstadtrat, ehemaligen Wettbewerbsteilnehmern und Mitarbeitern der Stadtbibliothek zu überzeugen. So rissen die Vorleser ihre Zuhörer mit griechischen Halbgöttern in einen tödlichen Abgrund, nahmen sie mit einem Hoch- und einem Tiefbegabten mit zur Eisdiele oder mit todkranken Jugendlichen zur Gruppentherapie.

Es ging um kriminalistisches Gespür, um Tapferkeit und Mut, um Liebe, Freundschaft und jede Menge Humor. Im zweiten Teil des Vorlesewettbewerbs ging es für alle Teilnehmer darum, fortlaufend aus einem ihnen unbekannten Buch zu lesen - eine besondere Herausforderung, kam es doch nicht nur auf den Lesefluss, sondern auch die Interpretation des Textes an.

Nach der zweiten Runde zog sich die Jury zur Beratung zurück, während die Wettbewerbsteilnehmer und das Publikum mit Kuchen und Getränken versorgt wurden. Schüler der Musik- und Kunstwerkstatt von Christina A. Reifers sorgten für musikalische Untermalung. Und dann war es endlich soweit - der Sieger des diesjährigen Stadtentscheides stand fest. Die Jury kehrte auf ihre Plätze zurück, es wurde still im Raum.

Da es nur einen einzigen Gewinner geben kann, wurden alle übrigen zehn Teilnehmer von Charlotte Struckmeier kurzerhand als Zweitplatzierte bezeichnet. Alle Wettbewerbsteilnehmer bekamen aus diesem Grund eine Baumwolltasche mit dem Logo der Stadtbibliothek und gefüllt mit unterschiedlichen Büchern, die diverse Verlage gestiftet hatten. Dazu gab es eine Teilnahmeurkunde, schließlich waren alle Vorleser ja schon als Schulsieger angetreten.

Als Solingens bester Vorleser in der Kinder- und Jugendbibliothek wurde schließlich Ole Lennert Blankenburg vom Humboldtgymnasium gekürt.

(sue)
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