Solingen Knochenmarkspende rettet Fünfjährigen

Solingen · BIA-Mitarbeiter Jan Knobel half einem an Leukämie erkrankten Jungen aus Polen.

Er liebt Dinosaurier, kommt aus Polen und ist fünf Jahre alt - viel mehr weiß Jan Knobel über den Jungen nicht, mit dem er in Briefkontakt steht. Und doch gibt es eine wesentliche Verbindung zwischen beiden Menschen: Eine Knochenmarkspende des 48-jährigen Solingers rettete dem an Leukämie leidenden Jungen womöglich das Leben.

Vor drei Jahren hatte sich Knobel bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. "Das habe ich damals gemeinsam mit einem Kollegen gemacht", erinnert sich der stellvertretende Schlosserei-Leiter bei BIA Kunststoff- und Galvanotechnik. Das Unternehmen mit Sitz im Industriegebiet Scheuren wirbt bei seinen Mitarbeitern regelmäßig um die Teilnahme an derartigen Aktionen und übernimmt auch die Kosten dafür. "Eine Zeit lang habe ich dann erst einmal gar nichts mehr gehört", sagt Knobel - bis er im Oktober 2015 einen Anruf erhielt: "Die Frau am Telefon sagte, es sei sehr akut, und fragte, ob ich immer noch spenden wolle." Er willigte ein. "Selbstverständlich", wie er betont. Dann ging alles ganz schnell: Nach allgemeinen Voruntersuchungen entnahmen die Ärzte dem Familienvater unter Vollnarkose in einer Privatklinik 1,4 Liter Knochenmark-Blut aus dem Beckenkamm. "Es hätte zwei mögliche Verfahren gegeben, aber man hat mir gesagt, dass diese Methode besonders günstig sei, wenn der Empfänger ein junger Mensch ist", erklärt Knobel, selbst Vater zweier Kinder. "Natürlich hat mich dieses Thema von dem Moment an sehr intensiv beschäftigt", sagt er. "So etwas kann schließlich jeden von heute auf morgen treffen."

Noch im Krankenhaus erfuhr er, dass seine Spende an ein fünfjähriges Kind aus dem östlichen Nachbarland ging. "Im Grunde spielte das ja keine Rolle, schließlich geht es dabei einfach nur darum, jemandem das Leben zu retten", stellt Knobel klar. Über die genaue Identität des Empfängers werden die Spender anfangs noch nicht informiert. "Wir haben uns im dreimonatigen Rhythmus über die DKMS Briefe geschickt", erklärt Knobel. Die würden stets übersetzt und von den Organisatoren des Spendenprogramms gegengelesen. Neben dem gemalten Bild eines Dinosauriers übermittelte der kleine Junge seinem unbekannten Helfer eine besondere Botschaft: "Wir sind jetzt Blutsbrüder." Knobel erfuhr auch, dass der Leidensweg des Kindes im Vorschulalter mit der Knochenmarkspende noch nicht zu Ende war: Zunächst habe der Körper die transplantierten Zellen nicht richtig angenommen. Aber nach einem halben Jahr konnte der Junge das Krankenhaus verlassen. Vor zwei Wochen habe er in einem Brief erfahren, dass es dem kleinen Patienten deutlich besser gehe, berichtet der Solinger und erläutert: "Noch bin ich bei ihm für zwei Jahre gebucht. Wenn in der Zeit alles gut läuft, sind seine Überlebenschancen sehr hoch." Das Schicksal des Kindes wird er weiter verfolgen - und würde nach Ablauf der Zweijahresfrist auch gerne persönlichen Kontakt aufnehmen. Allen Unentschlossenen gibt der Familienvater mit auf den Weg: "Jeder sollte sich typisieren lassen."

(RP)
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