Solingen Koffer packen nach der Sportlerehrung

Solingen · Kim Treudt-Gösser, Christoph Kramer und Sebastian Hinze sind von unserer Zeitung als Verdienteste im Solinger Sport ausgezeichnet worden. Die Feierlichkeiten im Restaurant des Wald-Merscheider TV fanden schon zum fünften Mal statt.

Sebastian Hinze ist gerade dabei, das Geheimnis seines Erfolges zu erklären. Zumindest versucht es Guido Radtke aus ihm herauszukitzeln. Wie hat der "Trainer der Saison" im so wichtigen Spiel gegen HBW Balingen-Weilstetten das Ruder herumgerissen, den Bergischen HC nach zehn Niederlagen in Folge wieder auf Erfolgskurs geführt und damit letztlich den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga geschafft ? "Wir haben in der Woche davor mit einem Motivationstrainer gearbeitet", sagt Hinze. Die Idee findet Anklang. Bernd Schleimiger aus dem Marketing-Team der Solingen Alligators fragt seine Mitstreiter sofort leise: "Brauchen wir den auch ?"

Die Stimmung ist bestens auf der fünften Sportlerehrung der Solinger Morgenpost. Guido Radtke führt ein Mal mehr stimmig durch die Veranstaltung. Der Redaktionsleiter dichtet Christoph Kramer zwar einen Einsatz gegen Argentinien statt Algerien an, aber vielleicht ist er seiner Zeit auch einfach nur voraus. Das Publikum jedenfalls findet es lustig. Die Atmosphäre lockert nochmals merklich auf.

Christoph Kramer ist es auch, bei dem sich die fünfköpfige Jury am schnellsten über die Auszeichnung einig wurde. Freilich kann der Fußball-Nationalspieler aus aktuellem Anlass bei der Ehrung nicht persönlich dabei sein. Seine Mutter Gabriele nimmt den Preis entgegen. Sie grüßt von ihrem Sohn und schwärmt von dem WM-Einsatz. "Wir haben alle darauf gewartet", gibt sie zu. "Wobei ich entspannter zusehen kann, wenn mein Sohn nicht auf dem Platz steht."

In den vergangenen Wochen ist der Medienrummel auch um die Eltern des einstigen Nachwuchsspielers des BV Gräfrath größer geworden. "Wir können das natürlich nachvollziehen, weil man an ihn ja jetzt nicht so einfach herankommt." Und ein bisschen genieße sie es auch. "Manchmal erfahre ich von den Medien Dinge, die uns Christoph gar nicht erzählen würde", sagt die sympathische Mutter lachend. Lange kann sie an diesem Abend allerdings nicht mehr bleiben. Zum Viertelfinale möchte sie dann doch nicht mehr nur am Fernseher sitzen. "Ich muss meine Sachen für Brasilien packen. Morgen geht es los."

Während Christoph Kramer die Auszeichnung zum ersten Mal erhält, haben Kim Treudt-Gösser und Sebastian Hinze bereits Übung. Beide verteidigen ihren Titel der Sportlerin beziehungsweise des Trainers der Saison aus dem vergangenen Jahr. Die Degenfechterin gesteht, dass sie bei ihren Turnieren eigentlich nie etwas von der Stadt sieht. "Weil ich mich meistens nur auf das Ereignis konzentriere", sagt die 16-Jährige. Ob das nicht schade sei, fragt Radtke. Kurz zögert Treudt-Gösser und sagt ganz schüchtern: "Ja".

Ann-Kathrin Hadamek und Amina Sherif stehen zwar hinter der Fechterin zurück, sind aber ebenfalls zur Veranstaltung gekommen. Bedacht antwortet Sherif im Interview auf die Fragen. Natürlich. Sie ist schließlich Schachspielerin. Wie denn das Training aussehen würde, hakt der Redaktionsleiter nach. "Sagt dann der Trainer, man müsse den Turm etwas präziser stellen ?" Amina Sherif antwortet cool. "Es geht mehr darum, sich die Partien anzuschauen und Fehler zu analysieren." Genauso souverän präsentiert sich Ann-Kathrin Hadamek. Die erfolgreiche Hinrunde des SV Eintracht nach dem Regionalliga-Aufstieg hat die Fußballerin schnell analysiert. "Wir sind am Anfang nicht so ernst genommen worden und konnten deshalb voll auf Konter setzen", ist sich die Solingerin sicher. "Diese Leistungen gilt es in der kommenden Saison zu konservieren."

Gerne hätte es Norman Eberhardt auf die Bühne geschafft. Doch dem Trainer der Solingen Alligators blieb zum zweiten Mal nur der zweite Platz - genau wie seiner Baseball-Mannschaft kurz in der Liga. Der Titel "Trainer des Jahres" ging wie im Vorjahr an Handball-Coach Sebastian Hinze. "Vielleicht ist es mein Schicksal immer kurz vor dem Ziel zu scheitern", sagt Baseball-Coach Norman Eberhardt schmunzelnd. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft, das wäre es für ihn. Dann wäre er wohl Trainer der Saison geworden. "Vielleicht sollten wir es auch mal mit einem Mentaltrainer probieren", meint der 39-Jährige mit Blick auf Hinzes Maßnahme und beantwortet damit auch die Frage seines Marketing-Chefs vom Anfang.

(trd)
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