Solingen Kronprinz-Käufer erhält grünes Licht von Wettbewerbshütern

Solingen · Amerikanische Accuride Corporation darf mefro wheels übernehmen, muss sich aber von italienischer Tochtergesellschaft trennen.

Mannesmann, Michelin, mefro wheels und jetzt die Accuride Corporation: Kronprinz ist durch viele Hände gegangen. Wenn der amerikanische Automobilzulieferer - wohl in diesem Quartal - sein Firmenlogo an der Weyerstraße anbringt, ist aber rund ein Jahr seit der Kaufankündigung vergangen. So lange dauerte es, bis die Europäische Kommission (über den Umweg der deutschen Wettbewerbshüter) alle notwendigen Unterlagen erhalten hatte. Am Wochenanfang wurde die Fusion - unter Auflagen - genehmigt.

Die Kommission befürchtete, dass Accuride und mefro wheels nach dem Zusammenschluss die Preise für Stahlräder diktiert hätten - speziell bei Bussen und Lkw. Der Marktanteil hätte nach der Fusion bei mehr als 60 Prozent gelegen. Einziger Wettbewerber ist Maxion Wheels mit sechs Standorten in Europa, darunter dem in Königswinter. "Von den Wettbewerbern, die gegenwärtig nicht in Europa tätig sind, geht kein ausreichender Wettbewerbsdruck aus", urteilt die Kommission.

Accuride bot deshalb an, die italienische Tochtergesellschaft Gianetti Ruote zu veräußern - das erste und bislang einzige Standbein der Amerikaner in Europa. "Dadurch wäre sichergestellt, dass auf dem Markt für Stahlräder für Busse und Lkw die Wettbewerbssituation von vor der Übernahme - mit drei voneinander unabhängigen Anbietern - aufrechterhalten wird", heißt es in einer Mitteilung der Kommission. "Die Genehmigung des Zusammenschlusses erfolgt unter der Bedingung, dass die Verpflichtungen in vollem Umfang eingehalten werden."

"Wir freuen uns, für die Übernahme von mefro wheels grünes Licht von der Europäischen Kommission erhalten zu haben", sagt Timothy G. Weir, Director Communications & Government Relations bei Accuride. "Die Entscheidung, als Ausgleich dafür Gianetti zu verkaufen, ist uns jedoch schwergefallen." Seit dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung im Jahr 2015 habe man 20 Millionen Euro investiert, um die Prozesse und die Fertigungskapazitäten von Gianetti Ruote aufzurüsten. Weir: "Diese Investition war Teil unserer ursprünglichen Vereinbarung."

Über Details der Vereinbarung mit mefro wheels schweigen beide Seiten. Marko Röhrig, Geschäftsführer der IG Metall, ist jedoch weiter "relativ optimistisch", was Kronprinz angeht: "Wir stehen mit Solingen gut da." Röhrig hofft, dass die Klingenstadt zur Europa-Zentrale der Accuride Corporation wird. Dass die Europäische Kommission dem Kauf zustimmen würde, habe man zwar erwartet. "Nach der langen Zeit der Entscheidung ist es für uns aber eine Erleichterung, dass es jetzt Klarheit für die Kollegen gibt."

"Es wäre schön, wenn Solingen der Schwerpunkt-Standort werden würde", schließt sich Frank Balkenhol, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, dem Wunsch von Marko Röhrig an. Mit der Gewerkschaft sei man in engem Kontakt. 2015 hatte die Wirtschaftsförderung von Kronprinz ein rund 24.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Monhofer Straße erworben. Nach dem Abbau des Flüchtlingsdorfes soll es als Gewerbegebiet erschlossen werden. Balkenhol: "Wir führen vielfältige Gespräche."

Bei Kronprinz wurden die Mitarbeiter über das hauseigene Intranet vom Stand der Fusionskontrolle informiert. Offizielle Äußerungen der Geschäftsführung gibt es schon lange nicht mehr. Die letzte Pressemitteilung auf der mefro-wheels-Homepage wurde vor zwei Jahren veröffentlicht; die letzten Unternehmenszahlen der Firmengruppe sind noch älter. Kronprinz gehört seit 2005 zu der Gruppe. Damals übernahmen die Brüder Anton und Alfred Fischbacher aus Rohrdorf in Bayern die Rädersparte von Michelin und wurden nach eigener Aussage vom "German Player zum European Player". Neben den deutschen mefro-wheels-Werken gibt es Standorte in Frankreich, der Türkei, Russland, China und Argentinien.

(flm)
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