Solingen Künstler empört über Wandbild-Zerstörung

Solingen · Mehrere Wochen hatte es im September und Oktober 2000 gedauert, das Wandbild am jetzt abrissreifen Polizeigebäude an der Goerdelerstraße zu erstellen. "Viele Jugendliche waren daran beteiligt", erzählt der Düsseldorfer Künstler Klaus Klinger, der das Gemälde zusammen mit Cheikhou Bounanma Sidibe aus Thiès (Senegal) und Paul Mangen aus Luxemburg entworfen und mit Schülern der Geschwister-Scholl-Schule umgesetzt hat. "Der senegalesische Künstler war rund sechs Wochen vor Ort."

Dass das Werk nun gemeinsam mit dem Finanzamtsgebäude daneben der Abrissbirne zum Opfer fallen wird, damit dort ein Neubau für das Finanzamt entstehen kann, bedauert er sehr. "Es ist schließlich Teil der Städtepartnerschaft zwischen Solingen und Thiès gewesen", sagt er. "Es sollte den Künstleraustausch zwischen Solingen und dem Senegal fördern." Im Jahr darauf habe man im Gegenzug eine Rathauswand in Thiès gestaltet. "Eigentlich ist das Ganze vom Solinger Kulturamt organisiert worden. Aber dann ließ das Interesse daran stark nach."

Klaus Klinger ärgert sich, dass ihn von der Stadtverwaltung niemand über die bevorstehende Zerstörung des Kunstwerks informiert hat. "Man hätte mich doch mal anrufen können", findet er. Schließlich habe er noch mehr Wandgemälde in der Klingenstadt erstellt, unter anderem an der Geschwister-Scholl-Schule.

Kulturbüro will jetzt aktiv werden

Kulturbüroleiter Hans Knopper wundert sich, für das Gemälde am Polizeigebäude zuständig zu sein. "Aber möglich wäre es", sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Vermutlich sei es sein Vorgänger gewesen, der in das Projekt involviert gewesen sei. "Man könnte aber auf jeden Fall ein Foto von dem Polizeigebäude machen", überlegt er spontan. "Denn wir sind dabei, ein Archiv mit Kunst im öffentlichen Raum aufzubauen, das wir über das Internet zugänglich machen wollen." Dafür erwarte man allerdings noch die Zuteilung von Fördergeldern. Knopper kündigt außerdem an, sich mit Künstler Klaus Klinger in Verbindung setzen zu wollen.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der für das alte Polizeigebäude und das Finanzamt zuständig ist, sieht keinen Anlass, das Wandbild zu erhalten. "Wir haben mit der Denkmalbehörde sowie der ,Kunst und Bau'-Stelle der Staatskanzlei gesprochen", berichtet Pressesprecherin Christa Bohl. "Dort erachtet man das Bild nicht als erhaltenswert."

"Im Südpark aufstellen"

Das sieht Hermann Josef Born anders. "Das Bild ist sicherlich zu jung für einen Denkmalschutz", sagt der FDP-Politiker. "Aber es sollte trotzdem erhalten werden. Schließlich ist es mit Bezug auf den Brandanschlag gemalt worden und trägt den Titel: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.'"

Born, der Mitglied im Verein Städtefreundschaft mit Thiès ist und einige Jahre im Polizeibeirat saß, sieht durchaus Möglichkeiten, das Bild auf dem Beton zu retten. "Das Polizeigebäude besteht, soweit ich weiß, aus Fertigbauteilen", sagt er. Da lasse sich doch das Kunstwerk abtrennen und woanders in der Klingenstadt aufstellen. "Zum Beispiel im Südpark." Wie teuer das Ganze wäre, kann er nicht schätzen. "Man bräuchte dafür sicherlich einen oder mehrere Gönner."

(RP)
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