Solingen Kultur-Nacht mit Rekordbesuch

Solingen · Die fünfte Auflage des Großereignisses bescherte den Museen und Veranstaltungsräumen am Samstag große Besucherströme und eine ausgelassene Stimmung in mehreren Obussen.

 Eine fünfköpfige Formation des Tanzstudios "art of" mit Leon Hammerstein, Nayeli E. Torres de Jesus, Arne Kurzbach, Dustin Kohs und Lorenz Prinz (v.l.) heizte den Fahrgästen im Bus zwischen Burg und Gräfrath ein.

Eine fünfköpfige Formation des Tanzstudios "art of" mit Leon Hammerstein, Nayeli E. Torres de Jesus, Arne Kurzbach, Dustin Kohs und Lorenz Prinz (v.l.) heizte den Fahrgästen im Bus zwischen Burg und Gräfrath ein.

Foto: Stephan Köhlen

Wer um halb neun die Kemenate auf Schloss Burg betrat, konnte fast die Hand vor Augen nicht erkennen. Als einzige Lichtquellen dienten der blass-rosa Schimmer am Horizont, auf den der Blick durch die Fensterscheiben fiel - und das weiße Jackett des Künstlers, um den sich die Besucher geschart hatten: Mal war auf dem auffälligen Bekleidungsstück ein übergroßes Gesicht zu erkennen, mal huschten rote und grüne Farbtöne über die ungewöhnliche Projektionsfläche.

Dem meditativen optischen Eindruck hielt Eberhard Kranemann, ehemaliges Mitglied der Elektropop-Pioniere "Kraftwerk", brachiale E-Gitarrenklänge und schrille Soundeffekte entgegen: "Das war schon sehr speziell", urteilte Stefan Switala, der sich mit seinem Sohn am Samstagabend auf die kulturelle Reise durch die Klingenstadt gemacht hatte. "Wir kommen aus Remscheid, wo es so eine Kulturnacht in anderer Form auch gibt, und wollten uns überraschen lassen, was hier auf uns zukommt", erklärte der Familienvater.

 Tom (8) besuchte die Ausstellung "Ist das möglich" im Industriemuseum.

Tom (8) besuchte die Ausstellung "Ist das möglich" im Industriemuseum.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Vollends begeistert war er von der Darbietung "Im Zauber der Nordlichter" im Rittersaal: Dort entstand unter sphärischen Klängen vor den Augen der Gäste ein Bild, das an eine nordische Landschaft erinnerte. Elektronische Musik beherrschte das Programm auf Schloss Burg - mit Erfolg: Auch die Kapelle, in der der international bekannte Keyboarder Harald Grosskopf auftrat, platzte aus allen Nähten.

Dafür, dass auch die Fahrt zu entlegenen Veranstaltungsorten im Rahmen der fünften Kultur-Nacht zum Erlebnis wurde, sorgten wieder einmal dutzende Musik- und Tanzgruppen in diversen Programmbussen - ein besonderes Charakteristikum der Veranstaltung. "Als Solinger muss man so etwas mal mitgemacht haben", sagte Gisela Weber, nachdem sie gemeinsam mit ihrer Bekannten Kathrin Peters den "Voice n' Dance"-Bus zwischen Gräfrath und Krahenhöhe betreten hatte.

Der international bekannte Keyboarder Harald Grosskopf trat in der Kapelle von Schloss Burg auf.

Der international bekannte Keyboarder Harald Grosskopf trat in der Kapelle von Schloss Burg auf.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Dort heizte unter anderem eine fünfköpfige Formation des Tanzstudios "art of" den Fahrgästen ein - und erntete beim Ausstieg an der Wendeschleife viel Applaus. "Unsere erste Bustour haben wir heute mit der Linie 681 gemacht, weil wir die Acapella-Lieder von Scampi gerne hören wollten", erzählte Kathrin Peters. Ausklingen lassen wollte sie den Abend im Theater und Konzerthaus. Dort, wo Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Kultur-Nacht am späten Nachmittag eröffnet hatte, versammelten sich zu späterer Stunde viele Gäste, um den Bergischen Symphonikern zu lauschen und anschließend zur After-Show-Party in die Nacht zu tanzen. Doch auch wer altersbedingt noch ein wenig früher ins Bett musste, kam am Samstagabend voll auf seine Kosten: Den achtjährigen Tom etwa zog es mit seiner Familie in die Experimentier-Ausstellung "Ist das möglich?" im LVR-Industriemuseum. Während sonnige Jazz-Klänge aus dem Nebenraum hinüberschallten, erkundete der Schüler ein vor Handystrahlung geschütztes Portemonnaie, testete sein Wissen in einem Quiz und probierte die Reißfestigkeit verschiedener Materialien aus: "Das hat mir bisher am besten gefallen", erzählte er. "Wir haben uns das Programm bewusst ausgesucht", berichtete sein Vater Alvaro von Ehren. "Wir hatten auch überlegt, mit Bussen zu fahren, aber die waren uns teilweise einfach zu voll", verriet er.

Vor allem zu Beginn der Veranstaltung tummelten sich regelrechte Menschenmassen an den Bussteigen. Der Transfer der Gäste zu den verschiedenen Kultureinrichtungen verlief jedoch reibungslos, wie Projektleiter Timm Kronenberg betonte: "Es ist alles super gelaufen." Eine exakte Besucherzahl gebe es zwar noch nicht, aber es wird wohl eine Rekordmarke sein: "Wir werden einen Zuwachs um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr haben." Schon im Vorverkauf hatte die Zahl an erworbenen Bändchen, die den Eintritt in Busse und Museen ermöglichten, die Marke von 2000 geknackt.

(ied)
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