Im Gespräch mit Anja Stock Kulturangebot mit großer Bandbreite

Solingen · Die Geschäftsführerin des Kulturzentrums an der Merscheider Straße sieht in der Cobra keine Disco-Location.

 Seit mehr als sechs Jahren führt Anja Stock die Geschäfte des Kulturzentrum Cobra an der Merscheider Straße. Vergangenes Jahr kamen rund 37.000 Besucher zu den verschiedenen Veranstaltungen.

Seit mehr als sechs Jahren führt Anja Stock die Geschäfte des Kulturzentrum Cobra an der Merscheider Straße. Vergangenes Jahr kamen rund 37.000 Besucher zu den verschiedenen Veranstaltungen.

Foto: Stephan Köhlen

Das Getaway ist Geschichte. Was ist davon im Kulturzentrum Cobra zu merken?

Stock Nicht viel. Gleichwohl finden wir es traurig, dass es das Get nicht mehr gibt, weil es für Jugendliche ein Anlaufpunkt war. Es treten aber Leute an uns heran, wie beispielsweise die Macher der Exit-Party, die jetzt im September bei uns stattfindet.

Eine Disco-Location wird die Cobra jetzt aber nicht, oder doch?

Stock Nein, auf keinen Fall, das ist auch nicht unser Auftrag. Wir haben früher Discos veranstaltet, aber wir sind mitten in einem Wohngebiet und haben gleich nebenan eine Tankstelle. Da kam es immer wieder zu Störungen durch vereinzelte Jugendliche.

Wurde denn das Programm angepasst, um auch Jugendlichen unter 18 Jahren ein Angebot zu unterbreiten?

Stock Im Moment sehe ich die Cobra nicht in der Verpflichtung, Discos für unter 18-Jährige zu veranstalten. Wir sind keine reine Party-Location und wollen das auch nicht sein. Wir bieten aber unter anderem auch Jugendkultur-Projekte an. Dazu gehören zum Beispiel auch Projekte mit geflüchteten und Solinger Jugendlichen.

Die Diskothek Getaway hat vier Jahrzehnte das Party-Leben der Stadt mitgeprägt. Zuletzt blieben aber die Besucher aus. Was kann die Cobra daraus lernen?

Stock Großraum-Diskotheken treffen nicht mehr den heutigen Zeitgeist. Es ist schwer, große Räume zu füllen. Überdies hat sich das Freizeitverhalten der Jugendlichen verändert - und sie haben eine höhere Mobilität. Sie sind schnell in Köln oder Düsseldorf, Städte, mit einem reichhaltigen Angebot.

Die Cobra ist ein soziokulturelles Zentrum. Was versteht man darunter?

Stock Kulturangebote von Menschen für Menschen. Wir öffnen uns auch für Vereine oder Gruppen, die einmal eine große Bühne haben wollen. Der große Vorteil der soziokulturellen Kultur ist die enorme Bandbreite. Wir machen beispielsweise Kindertheater für Grundschulen in der Cobra, aber auch Tanznachmittage für Demenzkranke.

Wie viele Veranstaltungen sind denn 2017 über die Bühne gegangen?

Stock Wir haben 80 Konzerte angeboten, 13 Kabarett-Kleinkunstvorstellungen, 15 Kinder- und Jugendveranstaltungen, 16 Tanzveranstaltungen und 16 Lesungen sowie Ausstellungen.

Kino, Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen sowie Gastronomie: Die Cobra ist multifunktional unterwegs. Geht diese Rechnung auf?

Stock Wir verzeichneten im vergangenen Jahr bei den diversen Veranstaltungen über 27.000 Besucher. Darüber hinaus knapp über 10.000 Kinobesucher. Wir finden, das kann sich sehen lassen.

Was fehlt im Angebot, was würden Sie gerne noch darüber hinaus umsetzen?

Stock Ich würde mir wünschen, wenn wir im Bereich der Jugendkultur mehr engagierte Jugendliche hätten und hier noch ein spezielles Angebot unterbreiten können. Aber, wie gesagt, wir wollen hier keine Discos, sondern vielleicht Poetry Slams oder Konzerte. Aber es ist schwer, an engagierte Jugendliche heranzukommen.

Was ist mit dem Jugendstadtrat?

Stock Da sind schon einige Projekte gelaufen, wir arbeiten zudem eng mit der Jugendförderung zusammen und haben gemeinsam beispielsweise in der Vergangenheit das Jugendkulturfestival mit veranstaltet. Aber es ist schwieriger geworden, die Jugendlichen an ein Haus zu binden.

Die Cobra kann für private Feiern wie Hochzeiten, Taufen oder Geburtstage angemietet werden. Wie viele Leute machen davon im Jahr Gebrauch?

Stock Das passiert regelmäßig, es mieten sich auch Agenturen oder Vereine ein. Die Theatergesellschaft Wohlgemuth zum Beispiel präsentiert ihre Aufführungen bei uns, die Square Dancer mieten unsere Halle für ihre Proben an. Sie wird zudem für Betriebsfeiern, Podiumsdiskussionen und Geburtstagsfeiern genutzt.

Das Kulturzentrum Cobra ist eine gemeinnützige GmbH. Viele Ehrenamtler sind Gesellschafter in der gGmbH. Wie viele Gesellschafter zählt das Unternehmen?

Stock Wir haben drei Gesellschafter. Michael Kölker und Jörg Föste sowie den Cobra Club, der aus dem Verein "Die Provinz lebt" gegründet worden ist.

Wie steht es um die Finanzen?

Stock Das Gebäude gehört der Stadt Solingen, wir können es mietfrei nutzen. Wir bekommen einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 80.000 Euro von der Stadt. Das bedeutet, wir müssen Geld verdienen mit unseren Veranstaltungen, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Wir sind gut aufgestellt und hatten in der Vergangenheit auch das Glück, vom Land NRW Investitionszuschüsse beispielsweise für eine neue Licht- und Tontechnik zu bekommen. Auch die Sparkasse und andere Sponsoren haben uns unterstützt.

Was ist ihr persönliche Programm-Highlight in diesem Jahr?

Stock Eigentlich ein Punkt, der erst im nächsten Jahr stattfindet. Am 22. Juni 2019 wird die Cobra nämlich 25 Jahre alt. Das wollen wir mit der Stadt und dem Förderverein Jahnkampfbahn gemeinsam mit einem Open-Air-Konzert in der Walder Jahnkampfbahn feiern. Brings und Bounce haben dafür bereits zugesagt.

UWE VETTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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