Solingen Kunden heiß umworben

Solingen · In der Nachbarstadt Leverkusen wird in knapp zwei Wochen ein neues Einkaufszentrum eröffnet. Konkurrenz für Solingen sieht der Einzelhandelsverband nicht. Gefordert wird aber jetzt endlich ein Zeitplan für den Hofgarten.

Verkaufsfläche 22 600 Quadratmeter plus Gastronomie, 500 Parkplätze, 5000 Quadratmeter für Rathaus/Stadtverwaltung, Investitionssumme rund 125 Millionen Euro, Einzugsgebiet 400 000 Einwohner: In der Nachbarstadt Leverkusen geht am 24. Februar das ECE-Einkaufs-Center an den Start. Der Wettbewerb um die Kunden in der Region nimmt damit weiter Fahrt auf. "Natürlich ist es Ziel eines jeden neuen Shopping-Centers, Kunden anzulocken", sagt Axel Kaechele von der Geschäftsführung der Werbeagentur Taste One Communications, die im Auftrag von ECE die Eröffnungs- und Werbekampagne der neuen Rathaus-Galerie in Leverkusen organisiert.

Dass Solinger jetzt aber verstärkt nach Leverkusen zum Einkaufen fahren und damit weiter Kaufkraft verloren geht, das glaubt Ruth Deus vom Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband nicht: "Dieses Center ist für Solingen keine Konkurrenz." Eher Leichlinger, Langenfelder oder Kunden aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis würde es dort hinziehen. Doch auf die hat es eigentlich auch der Hofgarten abgesehen.

Doch Kaufkraft ist in Solingen reichlich vorhanden: rund 925 Millionen Euro haben die Solinger zur Verfügung; aber längst nicht jeden Euro lassen sie hier. Rund 200 Millionen Euro fließen ab, je ein Viertel davon nach Köln und Düsseldorf, weiß Ruth Deus, der Rest verteile sich auf umliegende Städte. Möglichst die komplette Kaufkraft vor Ort zu binden – dieser Versuch soll deshalb mit dem Hofgarten-Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Karstadt-Areal in der City neuerlich versucht werden. "Das ist jedenfalls eine Chance, dafür müssen entsprechende Angebote beziehungsweise Sortimente angeboten werden, die derzeit noch fehlen", weiß Stadtentwickler Markus Lütke Lordemann.

Die Handelslandschaft hat sich ohnehin gewandelt: "Es hat eine Umschichtung von Warenhäusern hin zu Fachgeschäften beziehungsweise Shopping-Centern gegeben", meint Axel Kaechele, "das Warenhaus spielt für die Versorgung nicht mehr die zentrale Rolle". Zudem gibt es einen Trend zurück in die Innenstädte: "Der Trend hin zur grünen Wiese ist jedenfalls vorbei", berichtet Kaechele. Und in Städten, wo die Kundenzufriedenheit groß ist, gibt es weniger Kaufkraftabfluss. "Da machen alle Center-Betreiber im Vorfeld Umfragen", so der Werbefachmann.

Eine so genannte Verträglichkeitsanalyse hat jedenfalls die Unternehmensberatung BBE für den Hofgarten-Investor HLG für das Einkaufszentrum erstellt. Vor allem bei Bekleidung, aber auch bei Nahrungs- und Genussmitteln gibt es erkennbare Angebotsschwächen in der Solinger City. Diese könnte der Hofgarten zumindest zum Teil beseitigen. Prognostiziert wird für das Einkaufszentrum eine Umsatzleistung von knapp 99 Millionen Euro. Aber auch die anderen Händler würden durch den Hofgarten profitieren und könnten ihre Umsätze steigern.

Initiative "Service plus"

18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 70 Shops, 2000 Quadratmeter Gastronomie- und Bürofläche, ein Parkhaus mit 700 Stellflächen, Investitionssumme 100 Millionen Euro: Der Hofgarten ist nach wie vor nicht aus dem Planungsstadium heraus. "Für uns ist jetzt wichtig, dass endlich ein Zeitplan auf den Tisch kommt", fordert Ruth Deus. Bis zur Eröffnung des Hofgartens sollte durch Initiativen des Handels weiterer Kaufkraftabfluss verhindert werden, ergänzt Deus mit Blick auf Inhaber geführte Geschäfte und der Initiative "Service plus". Dabei handelt es sich um eine Qualitätsgemeinschaft, die auch den Servicegedanken konkret hervorhebt.

Denn nicht nur in Leverkusen wird flächenmäßig aufgerüstet. Auch in Langenfeld wird um die Einzelhandelskunden der Region gebuhlt: Die Gesamtfläche in den Langenfelder Läden stieg seit 2002 um ein Viertel auf 120 000 Quadratmeter, heißt es dort im neuen Einzelhandelsgutachten. Weiterer Bedarf sei vorhanden.

(RP)
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