Solingen Kustodenpaar klagt 230.000 Euro ein

Solingen · Kuratorium Balkhauser Kotten sieht die Existenz des Gebäudes gefährdet, wenn Margret und Engelbert Schmitz ihre Forderung durchsetzen können. Zum 31. Mai müssen sie den Kotten räumen, jetzt klagen sie vor dem Arbeitsgericht.

Was zunächst nur danach aussah, als würde die Chemie zwischen dem Kuratorium Balkhauser Kotten und dem Kostodenpaar nicht stimmen, hat sich zu einem erbitterten Streit entwickelt, der die Existenz des beliebten Schleifermuseums an der Wupper gefährden könnte.

Ihre inzwischen rechtswirksame Kündigung zum 31. Mai haben die Kustoden Margret und Engelbert Schmitz mit einer Geldforderung von 230 000 Euro beantwortet. "Schmitz haben ein Arbeitsgerichtsverfahren gegen das Kuratorium in Gang gesetzt, Herr Schmitz fordert einen nachträglichen Monatssatz von mehr als 4500 Euro", sagt Vorsitzende Nicole Molinari. Die Kustoden hatten 2007 einen Vertrag abgeschlossen, nach dem sie im Kotten selbstständig arbeiten, so Molinari. Darüber hinaus verkauften sie Schneidwaren, und auch die Führungen und damit verbundene Verköstigung ging auf ihre Rechnung. "Nachdem sie die Kündigung erhalten haben, wollen sie vor dem Arbeitsgericht erstreiten, dass es sich bei ihrer Tätigkeit im Kotten und ein Angestelltenverhältnis handelte", sagt die Kuratoriumsvorsitzende. 4500 Euro monatlich, die Engelbert Schmitz geltend macht, hätten sich auf eine Summe von 230 000 Euro zuzüglich Sozialabgaben angesammelt. "Dann wäre der Kotten tot", so Nicole Molinari.

Das Kuratorium hat sich inzwischen anwaltliche Hilfe durch Dr. Holger Todisco von Arbeitgeberverband Solingen geholt. Der Jurist wollte sich gestern zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Es steht demnächst ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht an, so der Rechtsanwalt.

Nicht äußern wollte sich auch Margret Schmitz gegenüber der Morgenpost. Sie bestätigte am Waffeltag im Kotten nur, dass sie und ihr Mann zum 31. Mai gekündigt seien.

Die Forderung des Ehepaars Schmitz hält Vorgänger Heinz-Peter Knoop für absolut unrealistisch. 23 Jahre hatte er sich mit seiner Ehefrau um die Belange des Schleifermuseums gekümmert, "mit viel Herzblut", wie Annelie Knoop sagt und nicht für ein monatliches Einkommen. "Die Miete, die man im Kotten nicht zahlt, ist das, was man nicht verdienen muss", sagt Heinz-Peter Knoop, der im Kotten als freischaffender Bildhauer und Grafiker gearbeitet hat.

Der Kündigung des Kustodenpaares Schmitz waren allerlei unerfreuliche Auseinandersetzungen vorausgegangen, wie Nicole Molinari erklärt. Unter anderem hatten sich Margret und Engelbert Schmitz geweigert, die Messeredition Balkhauser Kotten der Firma Güde im Kotten zu verkaufen. Es folgten nach Auskunft von Nicole Molinari weitere unschöne Dinge wie das Verschließen von Räumen oder das Abdrehen von Strom.

Unterstützung erhält das Ehepaar Schmitz von Hans Knopper. "Das sind patente Leute, die ihre Sache gut machen", sagt der Kulturbürodirektor, der aber auch dem Kuratorium gute Arbeit für das Industriedenkmal Balkhauser Kotten bescheinigt. Vielleicht, so Knopper, funktioniere das Modell nicht mehr, dass Kustoden nur gegen Mietfreiheit im Kotten arbeiten und so ihren Lebensunterhalt verdienen. "Es tut mir sehr leid, dass sich die Situation so entwickelt hat", sagt Knopper.

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(RP)
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