Kommentar "Land kann kein Land ohne Minarette sein"Zwei Festnahmen

Kommentar · Die Rechten hatten keine Chance

Für das Recht muslimischer Gemeinden, repräsentative Moscheebauten zu errichten, hat sich am 1. Mai der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Solingen, Klaus Riesenbeck, ausgesprochen. Angesicht der Kundgebung der rechtsgerichteten Bewegung Pro NRW unter dem Motto "NRW ohne Minarette" sagte er: "Dieses Land kann kein Land ohne Minarette sein!" Menschen muslimischen Glaubens dürften mit ihren Moscheen nicht in Hinterhöfe verbannt werden, so Riesenbeck weiter. Der Theologe war einer der Redner bei der Kundgebung des Bündnisses "Bunt statt Braun", das sich in Solingen gegen die rechtsextremen Aktivitäten gebildet hat. Vor mehreren Hundert Zuhörern verwahrte sich Riesenbeck gegen den Anschein, als würde "Pro NRW" für den christlichen Glauben einstehen: "Wer Ängste gegenüber Menschen einer anderen Religion schürt, der hat mit dem menschenfreundlichen Gott der Bibel nichts, aber auch gar nichts zu tun." Darum könnten die christlichen Kirchen angesichts der Propaganda von "Pro NRW" nicht schweigen.

Auf der Bühne hatten zuvor unter anderem Klaus der Geiger, die Bobcats oder Lax Alex Contrax Benfizauftritte. Letztere hatten sogar eigens ein Lied geschrieben für diesen 1. Mai in der Klingenstadt.

Was vor allem beeindruckte an der geschlossenen Front gegen die Parolen aus der rechten Ecke, ist ihre Vielschichtigkeit. Kaum jemand hat in den Wochen, in denen bekannt war, dass Pro NRW und NPD Solingen für ihre Mai-Veranstaltungen ausgewählt haben, dem Bündnis "Bunt statt Braun" seine Zustimmung versagt. Kirchen und Parteien, Vereine und Verbände, von der alevitischen Kulturgemeinde bis zum Zentrum Frieden. Sie alle haben gezeigt, dass die Kulturen in Solingen friedlich nebeneinander leben wollen. Seit dem Brandanschlag, der die Klingenstadt weltweit in Verruf brachte, ist viel passiert. Und selbst damals, als vier Jugendliche das Haus der türkischen Familien Genc anzündeten, war Solingen kein braunes Nest, wie nach dem Anschlag immer so gerne behauptet wurde von all jenen, die nicht hier leben. Doch das unter Beweis zu stellen, hat viele Jahre gedauert. Gestern ist es überaus eindruckvoll geschehen. Das Bündnis wird weiterbestehen, auch nach diesem friedlichen 1. Mai. (aki)

Der 1. Mai blieb in Solingen weitgehend friedlich. Die Polizei meldete lediglich zwei Festnahmen aus dem Lager der Gegendemonstranten. In einem Fall hatte der Festgenommene eine Flasche geworfen. In der Solinger Innenstadt hatte das Wurfgeschoss einen Polizisten getroffen und leicht verletzt. In Ohligsflog ein Stein einen geparkten Pkw. Die knapp 800 am Samstag in Solingen präsenten Polizeibeamten geleiteten die Teilnehmer von Pro NRW in ein weiträumig abgesperrtes Areal vor dem Kaufhof. In Ohligs hatte sich die NPD auf dem Sparkassenparkplatz unweit des Hauptbahnhofes positioniert. Auch hier sorgte die Polizei für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.

(RP)
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