Solingen Landwirte sind mit Ernte unzufrieden

Solingen · Ungünstige Witterungsverhältnisse haben die Erträge je nachBodenbeschaffenheit stark schwanken lassen.

 Ein Mähdrescher im Einsatz. Auf sandigem Boden fielen die Erträge besonder schwach aus. Grund war unter anderem die Hitzewelle Anfang Juli.

Ein Mähdrescher im Einsatz. Auf sandigem Boden fielen die Erträge besonder schwach aus. Grund war unter anderem die Hitzewelle Anfang Juli.

Foto: Andreas Endermann

Die Kreisbauernschaft Mettmann, zu der auch Solingen gehört, blickt zurück auf ein durchwachsenes Erntejahr 2015. Ungünstige Witterungsverhältnisse haben die Erträge stark schwanken lassen.

Humose Lehmböden speichern Wasser gut und liefern auch bei seltenen Regenfällen gute Erträge, während sandige Böden wie in Rheinnähe auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind. Der Sommer und Herbst 2014 waren sehr verregnet, so dass sich die Ernte schwierig gestaltete und teilweise bis in den September hinzog. Dadurch wiederum wurden die Felder nicht rechtzeitig frei für eine optimale Einsaat für die nächste Saison. Weizen beispielsweise konnte vielerorts erst spät im Dezember ausgesät werden, weil der Boden vorher nicht abtrocknete. Im Winter fehlte der für die Pflanzen wichtige Bodenfrost, so dass sich Pilzkrankheiten und Blattläuse entwickeln konnten, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unvermeidbar machten. In der eigentlichen Wachstumsphase ab dem Frühling hingegen blieben die Temperaturen niedrig. Was an Regen während der Ernte zu viel war, fehlte nun. Zusammen mit der Hitzeperiode im Sommer 2015 bewirkte dies, dass die Erträge auf sandigen Böden schwach ausfielen.

Die Ernte von Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben steht noch aus, hier wird aber mit guten Erträgen gerechnet. Mehr Sorgen bereitet den Kreisbauern die politische Großwetterlage sowie die Entwicklung der Märkte. Von Brüssel über Berlin bis Düsseldorf würden neue Gesetze und Verordnungen geschaffen, die den finanziellen Druck auf die landwirtschaftlichen Betriebe erhöhten. Als Beispiel sei die Gewässerunterhaltungsgebühr genannt, die die Betriebe ab 2016 zahlen müssen. "In der Öffentlichkeit entsteht so das Bild, dass wir Gewässer verseuchen und Menschen vergiften, statt Lebensmittel zu produzieren", sagt Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. Das sei realitätsfremd. Man müsse vielmehr berücksichtigen, dass landwirtschaftliche Flächen Wasser speicherten und somit einen Beitrag zum Hochwasserschutz leisteten. Auch ohne die zusätzlichen Gebühren arbeiteten viele Betriebe am Rande ihrer Existenz. Getreide wird wie ein Spekulationsobjekt an Börsen gehandelt, der Milchpreis sank nach der Abschaffung der Milchquote von 38 Cent pro Liter in 2014 auf 28 Cent. "Wir bräuchten 35 bis 40 Cent pro Liter, um die Betriebe am Laufen zu halten", so Dahlmann. Nach mehreren Jahren niedrigem Milchpreis hätten viele Betriebe Liquiditätsprobleme und Investitionsstaus. "In guten Jahren muss für schlechte Jahre mitverdient werden", sagt Ursula Jandel von der Landwirtschaftskammer: "Viele werden aufgeben". Und das, obwohl politisch und gesellschaftlich nachhaltig arbeitende Familienbetriebe gewünscht seien.

(RP)
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