Solingen Langer Wochenmarkt ist gescheitert

Solingen · Nach nur zwei Versuchen ist der Ganztagsmarkt in der City schon wieder Geschichte. Morgen bauen die Händler bereits wieder mittags ab. Zuletzt waren nur noch zwei Beschicker bereit, bis 18 Uhr ihre Waren anzubieten.

Was in anderen Städten in Nordrhein-Westfalen längst schon üblich ist, ist in Solingen gescheitert. Nur zwei Wochen, nachdem auf dem Graf-Wilhelm-Platz in der Innenstadt zum ersten Mal ein ganztägiger Markt stattgefunden hat, ist dieses Experiment bis auf Weiteres vorüber. Das teilte Rudolf Jacobs von der Unternehmergesellschaft (UG) Wochenmärkte gestern Nachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Bereits beim morgigen Wochenmarkt in der City werden die Händler ihre Stände wieder, wie früher üblich, gegen 13 oder 14 Uhr abbauen. "Es hatte keinen Sinn mehr, den Versuch fortzusetzen", sagte Metzgermeister Jacobs, der selbst regelmäßig in Mitte seine Waren anbietet. Zuletzt hätten zu viele seiner Kollegen signalisiert, nicht mehr bis abends auf dem Markt stehen zu wollen.

Dabei war der neue Ganztagsmarkt Ende September mit großen Erwartungen gestartet. Mit den bis in die Abendstunden verlängerten Öffnungszeiten glaubten die Verantwortlichen der UG Wochenmärkte, dem veränderten Konsumverhalten vieler Kunden Rechnung tragen zu können.

"Es gibt Berufstätige, die einfach erst nach der Arbeit dazu kommen, bei uns einkaufen zu gehen", sagte Rudolf Jacobs, der das Scheitern des Ganztagsmarktes ausdrücklich bedauerte. Denn immerhin, so der Metzgermeister, würden die Händler mit ihrem Nein zu ausgedehnten Verkaufszeiten die Chance vergeben, sich auf Dauer neue Kundenschichten zu erschließen.

Ursprünglich hatten die Initiatoren des langen Wochenmarktes vorgehabt, die Entwicklung bis mindestens Ende des Jahres abzuwarten. "Schließlich müssen sich die Leute ja erst an die veränderten Zeiten gewöhnen", betonte Rudolf Jacobs jetzt noch einmal. Gleichwohl sei bereits in der vergangenen Woche deutlich geworden, dass dies die Mehrheit der Händler anders sehe. Jacobs: "Am Ende waren lediglich noch zwei Kollegen bereit, in dieser Woche erneut bis abends auf dem Neumarkt zu stehen".

Tatsächlich hatte sich das schnelle Aus des Ganztagsmarktes in der Innenstadt früh angekündigt. Am zurückliegenden Donnerstag packten rund 50 Prozent der anwesenden Händler schon mittags ihre Waren wieder zusammen - in den allermeisten Fällen mit der Begründung, der Umsatz rechtfertige eine längere Standzeit nicht.

Ein Argument, das UG-Mann Jacobs teilweise sogar nachvollziehen kann. "Ein Arbeittag auf dem Markt ist sehr lang", sagte Jacobs. So beginne die Mehrzahl seiner Kollegen mitten in der Nacht mit der Arbeit. Und diese dauere dann bei Öffnungszeiten bis 18 Uhr in der Regel bis nach 20 Uhr abends.

Trotzdem bedauern die Verantwortlichen der UG Wochenmärkte das schnelle Aus des Solinger Ganztagsmarktes. "Es wäre sinnvoller gewesen, einige Monate abzuwarten", sagte Rudolf Jacobs, der allerdings nicht ausschließen will, dass es in Zukunft noch einmal etwas mit einem bis in die Abendstunden geöffneten Markt gibt. "Der Versuch ist jetzt beim ersten Anlauf gescheitert. Das bedeutet aber nicht, dass das Experiment damit für alle Zeiten vom Tisch ist", betonte der Metzgermeister.

(or)
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