Solingen Langsamer - Kinder mahnen Autofahrer

Solingen · "Siehst Du mich" - riefen Grundschüler Autofahrern zu, ihr Tempo zu drosseln. Aufderhöher Kita-Kinder verteilten Handzettel. Ziel der Polizei-Sicherheitsaktion: bei Kindern im Straßenverkehr freiwillig langsamer zu fahren als erlaubt.

Levin, Lisa, Nele, Amelie und weitere Grundschulkinder reihen sich am Fahrbahnrand der Aufderhöher Straße auf. In den Händen halten sie Warnschilder aus gelbem Karton, von ihnen selbst gestaltet. "Achtung Kinder!" - so lautet der herzliche Appell an die vorbeifahrenden Autofahrer. Eine weitere Botschaft der Kinder spricht Bände: "60 verletzte Kinder sind 60 zu viel." So viele Schulkinder verunglücken im vergangenen Jahr auf Solingens Straßen.

Im Polizei-Präsidialbezirk des Bergischen Städtedreiecks mit Wuppertal und Remscheid waren es insgesamt 213 Kinder: 99 von ihnen verunglückten als Fußgänger, 33 als Radfahrer und 81 Kinder als Mitfahrer in einem Auto.

"Die Auswertung der Kinderunfälle zeigt auch, dass Kinder im Straßenverkehr häufig überfordert sind: Sichthindernisse, parkende Fahrzeuge und plötzliches Betreten der Fahrbahn erzeugen gefährliche Situationen", teilt Polizeisprecherin Claudia Otto mit.

Morgens um viertel vor Acht ist Rushhour auf der vielbefahrenen Durchgangsstraße vor der Grundschule Aufderhöhe. "Langsamer, langsamer" rufen die Kinder den Autofahrern zu. Vor allem, wenn die Fußgängerampel vor der Schule umspringt, geben manche noch einmal Gas, fahren viel zu schnell.

Das hat Symbolkraft für diese und für alle Schulen und Kindergärten im Stadtgebiet. "Sieht Du mich?" - das Motto der Verkehrssicherheitsaktion der Polizei, an der sich die Grundschule Aufderhöhe gestern beteiligte, war Programm. Auch Vorschulkinder der Kitas Nazareth und Rupelrath machten mit. Im Kreuzungsbereich Aufderhöher/Löhdorfer Straße verteilten Kinder Handzetteln an Autofahrer. Auch hier spricht ihr Anliegen Bände: "Lieber Autofahrer, an der Stelle, an der Du mit 30 km/h gerade noch vor mir zum Stehen kommst, wenn ich plötzlich auf die Straße laufe, hast Du bei 50 km/h noch gar nicht gebremst und fährst mich um, todsicher."

Polizei-Verkehrsicherheitsberater Uli Schmidt, der die Kita-Kinder sowie die Grundschüler bei der Sicherheitsaktion begleitete, formulierte es noch drastischer. "Bei einem Aufprall eines Autos mit Tempo 50 sterben acht von zehn Fußgänger." Es müsse einfach langsamer gefahren werden. "Das ist das A und O", betonte Schmidt und verwies auf die Fakten: Mit 30 km/h kommt ein Wagen nach rund 14 Metern zum Stehen, wie sich das bei einer Gefahrensituation aus der Reaktionszeit des Fahrers und dem anschließenden Bremsweg ergibt. Nur 20 Kilometer schneller, hat das Fahrzeug allein in der Reaktionszeit des Fahrers schon 15 Meter zurückgelegt.

Die jährliche Sicherheitsaktion "Siehst du mich?" zielte diesmal insbesondere darauf ab, speziell vor Schulen und Kitas langsamer zu fahren als erlaubt "Dann wäre schon viel für die Sicherheit der Kinder getan", erklärte Schmidt.

Die Grundschule Aufderhöhe liegt ein bisschen versteckt unmittelbar an der Durchgangsstraße. Autofahrern, vor allem auswärtigen, ist die Nähe des Unterrichtsgebäudes vielfach nicht bewusst, sagte Schulleiterin Claudia Tüttö-Heinrichs. Auch deshalb hat sich die Grundschule an der Aktion beteiligt. Eltern sind begeistert: "Das müsste man öfter machen."

(RP)
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