Solingen Lautstarker Protest vor dem Rathaus

Solingen · Der seit drei Wochen andauernde Kita-Streik zehrt an den Nerven aller Beteiligten. Beim gemeinsamen Protest kamen Kinder, Eltern und Erzieher zusammen. Heute Nachmittag, 15 Uhr, startet eine 24-stündige Mahnwache.

 "Wir machen das Rathaus zur Kita" - unter diesem Motto hatte gestern Vormittag der Jugendamtselternbeirat Solingen Eltern, Kinder und Erzieher zur Protestveranstaltung vor dem Rathaus eingeladen.

"Wir machen das Rathaus zur Kita" - unter diesem Motto hatte gestern Vormittag der Jugendamtselternbeirat Solingen Eltern, Kinder und Erzieher zur Protestveranstaltung vor dem Rathaus eingeladen.

Foto: Stephan Köhlen

Es ist ein lautstarker, bunter und lebendiger Protest gestern Morgen vor dem Rathaus: Hier flitzt ein kleiner Junge mit dem Laufrad über den Platz, da haben es sich Eltern und Kinder mit Decken auf einer der hölzernen Sitzinseln gemütlich gemacht und Frühstücken gemeinsam, immer wieder sind schrille Trillerpfeifen zu hören. Um Stellung im seit mittlerweile rund drei Wochen andauernden Kita-Streik zu beziehen, hat der Jugendamtselternbeirat Solingen (Jaebs) unter der Überschrift "Wir machen das Rathaus zur Kita" zum Picknick vor das Rathaus eingeladen.

Und ganz verschiedene Menschen sind gekommen: Kinder, Eltern, Erzieher. Hört man genau hin, erfährt man, dass die meisten hier das gleiche wollen: Die Kinder wieder in den Kindergarten gehen; die Eltern ihre Kinder kontinuierlich gut betreut wissen; und die Erzieher endlich wieder arbeiten. Und man hört auch, dass man Verständnis füreinander hat: die Eltern für die Erzieher, die Erzieher für die Eltern.

Er habe Respekt vor den Erziehern, vor ihrer Leistung, die deutlich stärker anerkannt werden müsste, sagt Malte Mozdzen. "Ich kann aber nicht verstehen, wieso so lange nicht verhandelt wurde. Es ist wünschenswert, dass man nun an einen Tisch kommt." Mozdzen und seine Familie trifft der Streik in seiner ganzen Härte: Seit drei Wochen ist der Kindergarten der ein und fünf Jahre alten Kinder zu, er und seine Frau sind berufstätig, Großeltern und Freunde können nicht jeden Tag einspringen. "Wir haben uns bisher behelfen können, aber das ist alles keine Dauerlösung."

Kita-Streik: Demo in Krefeld
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3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln
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Man habe das Gefühl, dass nichts passiere, sagt eine Erzieherin, die wie ihre Kolleginnen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Es wird Zeit, ich möchte gerne wieder arbeiten. Wir wissen, dass die Kinder uns brauchen, nicht zuletzt geht es für viele Vorschulkinder auf die letzten Kindergartentage zu. Zugleich hoffen wir, dass die Eltern mit Verständnis reagieren", sagt die junge Frau. Sie habe Verständnis für die Erzieher, sagt eine 37-jährige Mutter aus Gräfrath, deren Kinder im Alter von vier, zwei und einem Jahr seit Beginn des Streiks Zuhause sind. "Ich habe allerdings kein Verständnis dafür, dass es vier Wochen dauert, Gespräche zu führen. Der ganze Prozess ist nicht transparent, ich wünsche mir jetzt eine nachhaltige Lösung." Dabei ist diese Lösung für viele Erzieher noch weit entfernt. "Was uns zuletzt als Angebot vorgelegt wurde, darüber haben wir alle kräftig gelacht. Wir hoffen jetzt auf die neuen Gespräche in dieser Woche, unsere Erwartungen sind jedoch nicht besonders groß", sagt eine Erzieherin. Viele von ihnen hätten selbst Kinder, sie wüssten um die Nöte und Sorgen der Eltern. "Aber wir müssen das jetzt durchhalten, wir geben nicht auf." Von heute Nachmittag, 15 Uhr, bis Mittwoch, 15 Uhr, wird es deshalb eine 24-stündige Mahnwache von Erziehern vor dem Rathaus geben. Sie fordern eine schnelle Einigung und ein schnelles Ende des Streiks, sagt Cornelia Melcher, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats, der sich aus den Vorsitzenden der Elternbeiräte der städtischen Kitas zusammensetzt und den Protest organisiert hat. "Natürlich ist es wichtig, dass die Erzieher entsprechend wertgeschätzt werden, doch bei vielen Eltern ist die Stimmung bereits gekippt. Der Streik geht zu lange, wir richten uns deshalb ganz deutlich an die Arbeitgeber der Erzieher und die Gewerkschaften: Es muss dringend eine Einigung geben."

(mxh)
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