Müngstener Brücke Licht an für neuen Anlauf zum Welterbe

Solingen / Remscheid · Mit anderen europäischen Stahlgiganten soll die Müngstener Brücke zum Weltkulturerbe werden. Den Anfang machen ein Bürgerfest sowie ein Kongress, der das Wahrzeichen in ein besonders Licht taucht.

 Die Oberbürgermeister der bergischen Großstädte Andreas Mucke, Burkhard Mast-Weisz und Tim Kurzbach stehen hinter der Bewerbung.

Die Oberbürgermeister der bergischen Großstädte Andreas Mucke, Burkhard Mast-Weisz und Tim Kurzbach stehen hinter der Bewerbung.

Foto: Köhlen

Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt sein können. In diesen Tagen jährt sich die Eröffnung der Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid zum 120. Mal. Und pünktlich zu diesem runden Jubiläum haben die Oberbürgermeister der drei bergischen Großstädte den offiziellen Startschuss gegeben zu einem neuen Bewerbungsmarathon, an dessen Ende sich das 107 Meter hohe sowie 465 Meter lange Wahrzeichen der Region mit dem Titel eines UNESCO-Weltkulturerbes schmücken soll.

Dabei, daran ließen die Stadtoberhäupter Tim Kurzbach (Solingen), Burkhard Mast-Weisz (Remscheid) und Andreas Mucke (Wuppertal) bei der gestrigen Präsentation der Pläne in Haus Müngsten keinen Zweifel, liegt vor allen Beteiligten eine große Aufgabe. Denn ein Selbstläufer ist eine Kulturerbe-Bewerbung schon lange nicht mehr - was die Verantwortlichen für die Müngstener Brücke zuletzt im Jahr 2012 schmerzlich erfuhren, als der Stahlkoloss bei einem ersten Versuch zur Eintragung in die UNESCO-Liste bereits an der Aufnahme in den NRW-Kandidatenpool gescheitert war.

Gleichwohl rechnen sich die Städte sowie die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft als Träger der neuen Bewerbung diesmal bessere Chancen aus. Denn obwohl Fachleute spekulieren, dass der Prozess bis zu 15 Jahre andauern könnte, steht die Müngstener Brücke - anders als vor fünf Jahren - jetzt nicht mehr allein da. Im Gegenteil: Zusammen mit den bauähnlichen Bogenbrücken Ponte Maria Pia und Ponte Dom Luis I. (beide Porto/Portugal), Ponte San Michele (Italien) sowie dem Garabit-Viadukt (Frankreich) geht gleich ein stählernes Quintett ins Rennen, das wiederum als idealtypisch für die Hochphase der Zweiten Industriellen Revolution in Europa am Ende des 19. Jahrhunderts gilt.

 Die Müngstener Brücke wurde in den Jahren 1894 bis 1897 von dem Architekten Anton von Rieppel erbaut.

Die Müngstener Brücke wurde in den Jahren 1894 bis 1897 von dem Architekten Anton von Rieppel erbaut.

Foto: Moll, Stadt Solingen (4)

Damals erlebte die Produktion von Waren den Durchbruch zur Massenfertigung. Und mit kühnen technischen Konstrukten wie den Brücken schuf sich die Zeit eigene Denkmäler, die bis heute den Ruf "technischer Meisterwerke", genießen, wie Professor Kunibert Wachten von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen am Mittwoch sagte.

Der Architekt und Stadtplaner ist ein bekannter Vertreter seines Faches und sieht eine realistische Möglichkeit, die Bogenbrücken im Zuge einer "seriellen Bewerbung" zu einem multinationalen Kulturerbe erklären zu lassen. Aus diesem Grund wird am 27./28. Oktober in Müngsten eine internationale Tagung stattfinden, die mit dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS (International Council of Monuments and Sites) sowie dem TICCIH (The International Committee for the Conservation of Industrial Heritage) als beratenden Institutionen für die UNESCO auf die Beine gestellt wird.

Bereits jetzt haben Experten und Gäste aus den anderen Bewerberregionen, darunter der Oberbürgermeister von Porto, ihr Kommen angekündigt. Indes geht es nicht nur darum, die Bewerbung in der Fachwelt bekannt zu machen. Vielmehr ist es das Ziel, den neuen Anlauf zu einem Anliegen der Menschen in der Region zu machen. Deshalb findet parallel zum Kongress, zu dem die Müngstener Brücke bei einer Wupper-Illumination mit allen fünf Brücken in ein besonderes Licht gerückt wird, unter dem Motto "Brückenschlag" am 28./29. Oktober, ein Bürgerfest statt. Zu diesem Anlass verkehrt zwischen Solingen sowie Remscheid unter anderem ein historischer Schienenbus.

Tatsächlich sind diese Aktivitäten aber erst der Auftakt für ein langwieriges Verfahren. Nach der Tagung ist vorgesehen, mit den europäischen Partnern, die auf Initiative der Bergischen zusammenkamen, die nächsten Schritte zu besprechen. Da die NRW-Bewerberliste für 2018 geschlossen ist, könnte eine Nominierung ab 2019 erfolgen. Die Federführung liegt bei Carsten Zimmermann aus dem Büro von OB Tim Kurzbach.

Wobei sich der Solinger Stadtchef keinen Illusionen hingibt: "Die Anstrengungen lohnen sich, aber es wird ein steiniger Weg". Sein Remscheider Amtskollege Burkhard Mast-Weisz betonte derweil schmunzelnd, dass die Aufgabe dann ja bestens zur Region passe. Mast-Weisz: "Steine aus dem Weg räumen können wir Bergischen".

(RP)
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