Solingen Märchenhafte Harfenklänge im Schloss

Solingen · Märchenerzählerin Elfriede Gazis, die Geschichten vorlas, und Tom Daun, der den Erzählungen mit seiner Harfe die passende musikalische Untermalung gab - beide zogen die Zuhörer auf Schloss Burg jetzt in ihren Bann.

Wenn sich federleicht vorgetragene Märchen mit leiser Harfenmusik verbinden, dann werden Sprache und Musik zu einer eindrucksvollen Einheit. Und wenn das Ganze im Rittersaal auf Schloss Burg stattfindet, dann kommt auch noch die Romantik hinzu. Dargeboten wurde dieses Erlebnis am Sonntagabend von der Märchenerzählerin Elfriede Gazis und dem international gefragten Solinger Harfenisten Tom Daun. Keine Frage, dass der von Kerzen erhellte Rittersaal ausverkauft war.

Elfriede Gazis forscht nach Märchen in vielen Ländern, sie erzählt diese Geschichten aus alten Zeiten mit ihrer warmen Stimme, die den leicht bayrischen, genauer gesagt oberpfälzischen Zungenschlag nicht verbergen kann, und sicher auch nicht will, denn Elfriede Gazis ist in Regensburg daheim. Tom Daun untermalt ihre Geschichten mit leisen Tönen auf der Irischen Harfe, dem Harfenmeister ist an diesem Abend nur die Rolle des musikalischen Begleiters zugeteilt, aber auch seine Musik scheint im Banne der Märchen zu stehen.

Elfriede Gazis spricht fließend Griechisch, so kamen auch ihre ersten Erzählungen aus dem griechischen Sprachraum. Aber eigentlich ähneln sich die Fundamente der Märchen meistens, egal woher sie kommen. Daher könnte die Geschichte um den armen Mann, der von einem reichen Mann erfolglos mit Geld in Versuchung geführt wird, auch aus einem anderen Gebiet stammen. Geld macht eben nicht glücklich, auch das ist häufig die Handlung eines Märchens.

Elfriede Gazis erzählte Märchen aus den Philippinen, führte ihre Zuhörer in den Orient und in die Länder des Maghreb-Gebietes wie Marokko und Tunesien. Diese vorgetragenen Märchen sind pur, und werden nicht durch ein Happy End geglättet. Sie haben auch nicht immer eine Pointe, schließlich sind Märchen keine humorvollen Erzählungen.

Und in den Märchen für Erwachsene darf es durchaus auch deftig zugehen, Tabubrüche sind da keine Ausnahmen. Das Publikum war fasziniert von der Vortragskunst der Märchenerzählerin, "meine Geschichten sollen eine Bilderflut vor ihrem geistigen Auge auslösen", hatte sie dem Publikum versprochen. So war es durch die Intensität des Vortrags für die Zuhörer kein Problem, sich den halben Mann vorzustellen, der vor dem Gott des Schicksals klagt und immer wieder nur einen weiteren halben Mann bekommt. Oder jene Meerjungfrau, die durch die Neugier ihres Mannes zur ewigen Verzauberung als Luftgeist verurteilt wird. Die Büchse der Pandora wird also auch im Märchen immer wieder geöffnet, und bringt in den alten Geschichten der Vorfahren Unglück über das Land und die Menschen. Aus der Bibel stammt die Geschichte über Lots Weib, die durch ihre Neugier zur Salzsäule erstarrte.

Elfriede Gazis und Tom Daun, dieses Erfolgsteam, werden wir hoffentlich bald wieder im Rittersaal begrüßen können.

(wgu)
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