Solingen Magische Momente im Brückenpark

Solingen · Beim Erzählfestival der Akademie Remscheid in Müngsten brachten gleich mehrere Erzähler das verteilt zuhörende Publikum zeitgleich zum Staunen.

 Beim Erzählfestival im Müngstener Brückenpark machte auch Sabine Meyer (r.) mit.

Beim Erzählfestival im Müngstener Brückenpark machte auch Sabine Meyer (r.) mit.

Foto: Stephan Köhlen

Ohne ein festes Dach über dem Kopf Erzählungen zu lauschen, hat etwas Geheimnisvolles. Wenn die Fantasie mitspielt, ist es, als höre die Natur mit - der Zuhörer fühlt sich mit ihr verbunden. Das mag ein Grund sein, warum die Teilnehmer der Fortbildung "Geschichten erzählen" beim Erzählfestival der Akademie Remscheid aufgefordert waren, "an der rauschenden Wupper, unterhalb der waldigen Hänge" im Brückenpark Müngsten ihre Erzählungen zum Besten zu geben.

Der glucksende Fluss, die weite grüne Wiese, die anmutig schimmernden Gänseblümchen, die knallig-gelben Blüten des Löwenzahns, die ergrünenden mächtigen Bäume lagen in der strahlenden Sonne und boten eine paradiesische Landschaft zum Zuhören. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!", hätte Faust auch hier ausrufen können.

Und so geschah es, dass viele Zuhörer sich zeitweise an den fünf verteilten Plätzen im Park auf der Wiese um die Erzähler gruppierten.

Das Zeichen waren rot-weiß gestreifte Sitzkisten auf Getränkekisten, davor ein oder zwei Erzähler. Sie schöpften aus dem Vollen besonders im ersten Teil dieses Erzählereignisses, in dem Improvisationskünste gefragt waren.

Gudrun aus Wuppertal und Sabine aus Bochum hatten einen Koffer mitgebracht, aus dem eine kleine Zuhörerin einen Gegenstand, ein Eierlikörchenglas, herausfischte. Dieses Glas war der Zündfunken, der die zu erzählende Geschichte zum Lodern bringen sollte. Und so geschah es. Das Glas wollte Sabine im Nachtkästchen ihres Opas gefunden haben. Es war ein magisches Glas. Doch weiter kam Sabine nicht, Gudrun fiel ihr ins Wort: "So war es nicht, es war das Glas der Großmutter." Und es sei nur magisch gewesen, wenn ein zweites Glas, sein Zwilling, auch dabei gewesen sei. "Aber ...", setzte Sabine an und spann den Faden weiter. Geschickt gemacht. Während die eine erzählte, konnte die andere sich eine Fortsetzung ausdenken. Am Ende gab es sogar eine richtige Pointe. Welche, das weiß jetzt nur noch die Wupper.

An anderer Stelle führte Bernd Erlenkötter aus Wuppertal seine Zuhörer in ein mittelalterliches Irrenhaus, das für Scherze nicht geeignet war. Huh, wie gruselig! Was macht für einen Erzähler der Reiz des Erzählens aus? "Die Lebendigkeit", sagte er.

Er könne die Reaktion seiner Zuhörer sofort erfahren und sich darauf einstellen. Und was hat der Zuhörer vom Erzählen? "Die eigenen Bilder, die in seinem Kopf entstehen", war die Antwort. Diese Bilder gehörten ihm ganz alleine.

An anderer Stelle verfolgten Barbara aus Remscheid und Christiane aus Bochum die abenteuerliche Reise eines winzigen Zwergenbuches, das auch in einem Koffer gelegen hatte. Es ging über Berg und Tal, Wasser und Brücken.

Es gehöre in Wirklichkeit einem Troll, erzählten die beiden. Da bekamen die zuhörenden Kinder große Augen. "Und wie hieß das Buch tatsächlich?", wollte ein erwachsener Zuhörer wissen. "Wie Trolle Brücken bauen", sagte Christiane und verbarg das Büchlein. Der Mann staunte. "Glauben Sie tatsächlich alles, was Sie hören?", sagte die Erzählerin.

(RP)
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