Solingen Malerei gegen das Vergessen der eigenen Familiengeschichte

Solingen · Heute um 16 Uhr wird in der Galerie Art Eck am Gräfrather Marktplatz eine Ausstellung mit Bildern von Moritz Albert eröffnet.

Als "aktive Ahnenforschung" bezeichnet der Solinger Maler Moritz Albert seine Kunst. Grundlage dieser Forschung mittels Pinsel und Farben ist ein Fundus von alten Fotografien aus dem Familienbesitz. "Ich male die Fotografien jedoch nicht ab, sondern sie dienen mir als Vorlage für Kompositionen, in denen ich oft Elemente aus verschiedenen Fotos herausnehme", beschreibt Albert seine Bilder, die ab heute unter dem Titel "Die Erfindung des Bürgersteigs" in der Galerie Art Eck zu sehen sind, sind für den 28-Jährigen eine Form von Widerstand - auch gegen das Vergessen von Menschen. Viele Erinnerungen würden ja auch heute noch an Bildern festgemacht, die aus Anlass von besonderen Ereignissen gemacht werden. Aber: "Nach zwei Generationen weiß man zwar, dass es die eigene Oma ist, die auf dem Foto zu sehen ist, aber diese Person mit dem eigenen Leben zu verknüpfen, fällt bereits schwer", so Albert. "Und mit meiner Malerei hole ich mir die lange verstorbenen Verwandten wieder."

Zudem fragt der Künstler: "Was passiert mit der eigenen Familiengeschichte, der eigenen Vergangenheit und Herkunft, wenn die Gesichter auf den alten Fotos keine Namen mehr haben?" Sie würden zu nicht greifbaren Figuren in einer nicht mehr nachvollziehbaren Herkunftsgeschichte werden. "Und deshalb male ich nur Menschen, die ich kennen oder zu denen ich einen Bezug haben sollte", weist Albert auf das zentrale Bild seiner Ausstellung hin. Ein Familienporträt, das er den Namen "Meine kurze Geschichte der Zeit" gegeben hat. Es zeigt eine 14-köpfige Familie, schmuck gekleidet und für die Aufnahme perfekt arrangiert. Ein typisches Porträtfoto aus einer anderen Zeitepoche. Was durch die Wahl der Farben verstärkt wird, die dem Bild die Anmutung einer braun-getönten Fotografie geben.

Doch ganz so einfach, wie das jetzt klingen mag, macht es Albert dem Betrachter nicht. Denn warum wirken die Erwachsenen und Kinder so maskenhaft erstarrt, dass sie eher wie Puppen mit Porzellangesichtern als wie Menschen wirken? Und warum scheint der gekachelte Boden, auf dem alle stehen oder sitzen, förmlich zu zerfließen? Durch diese Irritationen erinnert das Bild nicht nur an seine Vergangenheit und Vorlage, sondern durch die Malerei entwickelt es auch eine Eigendynamik. "Die Fotos sind so in der Lage, nicht nur die immer gleiche Geschichte zu erzählen, sondern alle Geschichten, die wir dahinter sehen", beschreibt der Solinger.

Ausstellung "Die Erfindung des Bürgersteigs" mit Bildern von Moritz Albert ist bis zum 23. August in der Galerie Art Eck, Küllersberg 1, zu sehen. Eröffnung ist heute um 16 Uhr. Die Galerie bleibt vom 17. Juli bis 2. August geschlossen.

(mit)
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