Solingen Malteserstift bekommt bald Nachbarn

Solingen · Bis zur Eröffnung des Seniorenpflegeheims an der Schützenstraße am 1. Oktober soll auch die Fassade des denkmalgeschützten Brauereiturms saniert sein. Die Besitzer planen dort Wohnungen und gewerbliche Nutzung.

Zwei Dinge haben Paul Breitner in den vergangenen Wochen geärgert. Zum einen, dass er verantwortlich gemacht werden sollte für vermeintliche Schwarzarbeit auf der Baustelle des Malteserstifts St. Antonius an der Schützenstraße. Zum anderen, dass ihm die Schuld gegeben wurde für den Schandfleck Brauereiturm in unmittelbarer Nachbarschaft seines Bauprojekts. Der 63-jährige Ex-Fußballprofi ist zusammen mit seinem Geschäftspartner August Lotz Bauherr des neuen Altenpflegeheims mit Seniorenwohnungen und Kurzzeitpflege auf dem Gelände der ehemaligen Beckmann-Brauerei.

Beide Ärgernisse sind inzwischen bereinigt. Die beiden bei einer Zoll-Razzia auf der Baustelle angetroffenen Slowenen konnten laut Olaf Schütze von der ausführenden Baufirma Zechbau Arbeitspapiere vorweisen. Sie hatten diese am Kontrolltag nur nicht dabei.

Was den alten Brauereiturm angeht, der mehr und mehr verfällt, konnte Hartmut Hoferichter gestern bei einem Baustellenbesuch Erfreuliches berichten. "Nach intensiven Gesprächen mit den Nachbareigentümern rechnen wir in den nächsten Wochen mit einem Bauantrag", so der Stadtdirektor. Nachdem aus der Erbengemeinschaft, der das Nebengebäude gehört, letztlich noch zwei Besitzer übrig geblieben waren, konnten diese offenbar einen Käufer finden, der dort Wohnungen und gewerbliche Nutzung plant, möglicherweise in Form einer Apotheke.

August Lotz von der Projektentwicklung Breitner & Lotz ist zuversichtlich. "Ein Notarvertrag über den Verkauf soll bereits vorliegen", erklärte Lotz gestern. Mit der Fassadenerneuerung solle dann im Sommer begonnen werden, so dass der benachbarte Schandfleck bis zur Eröffnung des Malteserstifts schon teilweise restauriert sein dürfte. Hartmut Hoferichter wies noch einmal darauf hin, dass der alte Brauereiturm auf Wunsch der Erbengemeinschaft unter Denkmalschutz gestellt wurde, weil diese sich dadurch eine bessere Vermarktung verspricht. Für den nicht aus Solingen stammenden Käufer von Gebäuden und Gelände soll der Denkmalschutz ebenfalls entscheidend gewesen sein.

Das Malteserstift St. Antonius wird am 1. Oktober seiner Bestimmung übergeben. Damit haben die Bauherren ihren Zeitplan eingehalten. Bislang lief alles planmäßig auf der Baustelle, wo derzeit rund 80 Handwerker im Auftrag der Zechbau arbeiten. Auch mit der Vermarktung sind Breitner und Lotz zufrieden.

"31 der 39 Wohnungen zwischen 44 und 77 Quadratmetern mit eingerichteter Küchenzeile sind bereits vermietet", sagt Einrichtungsleiterin Karin Rosin, die für den Pflegebereich noch Kräfte einstellt. Auch die Wohnungen, die zum Verkauf standen, sind bereits komplett vermarktet. Keine Sorge hat Karin Rosin auch bei der Belegung der 19 Kurzzeitpflegeplätze. Was die stationäre Pflege angeht, hat sie sich bereits in den drei Solinger Krankenhäusern mit dem künftigen Angebot der Malteser vorgestellt und positive Reaktionen bekommen. Wartelisten für Pflegeplätze gibt es derzeit in Solingen nicht mehr, so dass die neue Einrichtung an der Schützenstraße durchaus auch für Interessenten von außerhalb attraktiv sein dürfte.

Für den ehemaligen Fußballprofi Paul Breitner und den Architekten August Lotz ist das Malteserstift St. Antonius bereits das zehnte Seniorenheim, das sie errichten. Nach der Grundsteinlegung im Mai 2014 gingen die Arbeiten auf dem gut 6000 Quadratmeter großen Gelände, auf dem früher Bier gebraut wurde und später im "Keller" Bands auftraten und Filme gezeigt wurden, auch in den Wintermonaten zügig voran. Als Paul Breitner damals seinen ehrgeizigen Zeitplan für das Projekt in Solingen vorstellte, glaubten nicht alle daran, dass eineinhalb Jahre nach Baubeginn die ersten alten Menschen an der Schützenstraße einziehen können.

(RP)
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