Solingen Marie-Elisabeth Lott begeisterte in der Ohligser Stadtkirche

Solingen · Musik der Romantik stand auf dem Programm des Orchesterkonzerts der Werner Trenkner-Gesellschaft, und dazu hatte der Vorsitzende und Dirigent Harald Rummler namhafte Solisten verpflichtet. In der Evangelischen Stadtkirche Ohligs trat am Sonntagabend mit Mitgliedern der "Neuen Philharmonie Westfalen" ein bedeutendes Sinfonieorchester an - verstärkt durch Solisten der Bergischen Symphoniker. Harald Rummler feierte im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag und ist damit in guter Gesellschaft von vielen rüstigen Orchesterleitern seiner Generation. Dazu scheint ihn der runde Geburtstag zu neuen Kompositionen angeregt zu haben, denn auch in diesem Konzert leitete er mit der "Marienbad Suite" die Uraufführung eines neues Werks aus seinem Oeuvre. Inspiriert für seine Komposition wurde Rummler durch einen erfolgreichen Kuraufenthalt im tschechischen Marienbad. Seine Genesung hat er musikalisch in deftige, ja übermütige Musik böhmischer Tradition gegossen. Der Melodienreichtum der drei spätromantischen Sätze erstaunte und begeisterte zugleich.

Begeistert waren die zahlreichen Zuhörer auch vom Auftakt des Konzertes, bei dem das komplette Orchester auf der Orgelempore saß, und die Ohligser Kantorin Birgit Rhode mit dem großen Orchester die 1. Orgelsymphonie des französischen Organisten und Komponisten Felix-Alexandre Guilmant (1837-1911) spielte. Die Orgel hat als Solo-Instrument in diesem Werk einen hohen Anteil, besonders schön erklingt sie aber, wenn sie als weitere Klangfarbe in das Orchester eingebettet ist.

Die Hauptdarstellerin des Abends war aber unbestritten die junge Geigerin Maria-Elisabeth Lott. Auch sie hatte für ihren Auftritt mit dem Violinkonzert von Max Bruch ein Werk der Spätromantik gewählt. Besonders das lyrische Adagio des zweiten Satzes wird oft in Konzerten vorgestellt, diese Reduzierung wird dem Werk aber nicht gerecht. Sein Konzert für Violine und Orchester hat als fast einzige Komposition des sehr fleißigen Tonsetzers Max Bruch die Zeit überdauert. Es ist ein Paradestück für Geiger und wird von den Solisten geliebt. Für Maria-Elisabeth Lott ist das Konzert aber kein Vorzeigestück für Virtuosen, denn sie interpretierte diese Musik zwar mit großer Raffinesse, meisterte alle virtuose Aufgaben wie selbstverständlich. Aber auch dem romantischen Charakter dieses Konzerts wurde die Solistin auf das Schönste gerecht. Maria-Elisabeth Lott ist noch keine dreißig Jahre alt, mit ihr wird bald eine weitere Geigerin aus Deutschland die Konzertpodien der Welt erobern, sie ist bereits auf dem besten Weg dorthin.

Für die Ovationen und Bravorufe des Publikums bedankte sie sich mit einem weiteren Bravourstück aus der Feder des belgischen Komponisten und Geigenvirtuosen Eugen Ysaye. Die Zuhörer waren derart im Bann der jungen Geigerin, dass das letzte Orchesterstück, die "Liebesnacht" von Philipp Scharwenka, kaum noch die benötigte und verdiente Aufmerksamkeit bekam.

(wgü)
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