Hans-Reiner Häußler Menschen für das Ehrenamt motivieren

Solingen · Die Freiwilligen Agentur bietet regelmäßige Beratungsstunden an und hilft bei der Suche nach der richtigen Beschäftigung.

Hans-Reiner Häußler von der Solinger Freiwilligen Agentur stellt die Arbeit seines Vereins vor. Der berät Unentschlossene bei der Wahl einer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Ist ehrenamtliches Engagement heute eine Domäne der Rentner?

Häußler Überwiegend ja. Wer gerade in den Ruhestand gegangen ist, stellt fest, dass er einfach noch etwas tun möchte. Auch bei jungen Menschen gibt es ein grundsätzliches Interesse am Ehrenamt, sie sind allerdings oft anderweitig eingespannt.

Wie war das bei Ihnen?

Häußler Auch ich habe mir nach meinem Ausstand gesagt: "Jetzt musst du mal was anderes machen." Als ich zum Beratungsgespräch bei der Freiwilligen Agentur ging, stellte sich heraus, dass der Verein selbst noch Helfer sucht.

Wie sieht Ihre Tätigkeit genau aus?

Häußler Wir lesen die Zeitung, telefonieren und recherchieren, wo es bei unseren Partnern Bedarf gibt. Oder wir erhalten unmittelbar Anfragen oder sogar "Hilferufe." Wenn sich dann jemand für eine ehrenamtliche Aktivität interessiert, aber nicht genau weiß, was er machen könnte, kann er zu uns kommen und wir führen ein Beratungsgespräch. Dann kann sich der Bewerber bei der jeweiligen Institution melden.

Wie stellen Sie fest, welche Arbeit zu wem passt?

Häußler Über das Ausschlussverfahren klären wir erst einmal, was unser Gegenüber absolut nicht will. Man muss seiner Aufgabe ja auch physisch und psychisch gewachsen sein. Nicht jeder kann zum Beispiel irgendwo Kisten schleppen. Manche Leute wollen gern im Freien arbeiten, anderen ist der Kontakt mit Menschen sehr wichtig. Die Freiwilligen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie eine Verpflichtung eingehen. Letztlich muss die Tätigkeit beiden Seiten etwas bringen, also auch dem Helfer Spaß machen. Es bringt nichts, wenn man jedes Mal denkt: "Muss ich da jetzt schon wieder hin?

Was reizt Sie persönlich an Ihrem Engagement?

Häußler: Man weiß nie, auf wen man trifft und wie ein Beratungsgespräch ausgeht. Das finde ich spannend.

Lässt sich der gewachsene Bedarf an ehrenamtlichen Kräften decken?

Häußler Nein, der Bedarf ist weitaus größer als die Zahl der Bewerber. Alle Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, können grundsätzlich Ehrenamtler gebrauchen, sei es als Hausaufgabenhilfe, Lesepaten, in Museen, Parks oder einfach als Einkaufhilfe und Gesprächspartner für Ältere.

Wie viele Partner hat denn die Solinger Freiwilligen Agentur?

Häußler Mehrere hundert. Dazu gehören zum Beispiel Caritas und Diakonie, Awo, Schulen, Kindergärten und auch die Stadtbibliothek. Diese Kooperationen haben sich durch persönliche Gespräche ergeben.

Bekommen Sie Rückmeldungen von den Freiwilligen?

Häußler Leider sehr wenig. Wenn wir die vermittelt haben, sind die weg. Das soll sich ändern. Wir selbst suchen auch Helfer, um den Kontakt zu den Vermittelten beizubehalten, einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, schließlich wollen wir auch lernen. Und wir wollen uns breiter aufstellen, also nicht nur in der Innenstadt zu finden sein, sondern auch in Ohligs, Wald, Gräfrath, Burg und Höhscheid.

ALEXANDER RIEDEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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