Solingen Metaller fordern Gehaltsplus wie Rathaus-Mitarbeiter

Solingen · IG Metall erhöht mit Warnstreik und Sternmarsch zum Mühlenplatz Druck auf Arbeitgeber, die bislang 2,1 Prozent bieten.

Die Streikenden mit ihren roten Westen gaben in der Solinger Innenstadt nicht nur farblich den Ton an. Über 800 Beschäftigte der Metallindustrie aus Solingen und Remscheid haben gestern Mittag auf dem Mühlenplatz - teilweise recht lautstark - für mehr Gehalt demonstriert. Mit dem Warnstreik wollte die Gewerkschaft IG Metall vor der nächsten Verhandlungsrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, nachdem diese zuletzt lediglich ein Angebot von 2,1 Prozent mehr Geld für die nächsten zwei Jahre unterbreitet hatten.

Aus Sicht der Gewerkschaft ist dies entschieden zu wenig. "Das ist eine reine Mogelpackung", sagte Marko Röhrig, Geschäftsführer und erster Bevollmächtigter der IG Metall Remscheid-Solingen. Er hatte die Kollegen in den Betrieben deshalb für gestern - nach Ablauf der Friedenspflicht am 29. April - zu jeweils bis zu zwei Stunden dauernden Arbeitsniederlegungen in allen Schichten aufgerufen. Die Gewerkschaft verlangt ein Lohnplus von 4,5 bis fünf Prozent für die nächsten zwölf Monate. Es könne doch nicht sein, dass es im Öffentlichen Dienst bei finanziell schlecht gestellten Städten einen ordentlichen Zuwachs für die Beschäftigten gebe, während die Metallarbeitergeber trotz guter Geschäfte weniger zahlen wollten, sagte Marko Röhrig. Tatsächlich hatte die Gewerkschaft Verdi vergangene Woche für Stadtmitarbeiter eine Lohnerhöhung von 4,75 Prozent für zwei Jahre durchgesetzt.

Die IG Metall kündigte gestern zusätzliche Streik-Maßnahmen an, sollte sich die Arbeitgeberseite bei der nächsten Verhandlungsrunde nicht deutlich bewegen. "Die Beschäftigten sind durchaus kampfbereit. Wir sind auf 24-Stunden-Streiks nach Pfingsten vorbereitet", sagte IG-Metall-Geschäftsführer Röhrig.

Unterstützung erhielt er von Lutz Schneider, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender beim Solinger Automobilzulieferer Kronprinz. Mit mehreren hundert Kollegen war Schneider am Dienstagmittag in drei Gelenkbussen von Ohligs in die Innenstadt gekommen. "Die Leute haben viel Wut im Bauch", beschrieb der Betriebsrat die Stimmung in den Betrieben, derweil sich der Mühlenplatz nach und nach füllte.

Auch die Mitarbeiter von einigen Remscheider Firmen wie etwa Salzgitter Mannesmann beteiligten sich an dem Warnstreik. Die Arbeiter bewegten sich wie die Solinger Kollegen in einem Sternmarsch auf die City zu - und widerlegten so am Ende sogar Marko Röhrig. Angesichts des zwischenzeitlich schlechten Wetters hatte der IG-Metall-Geschäftsführer am Mittag mit weniger Demonstrationsteilnehmern als zunächst gedacht gerechnet. Doch gegen 14 Uhr war der Mühlenplatz, auf dem es für die Streikenden vegetarische Linsensuppe zum Aufwärmen gab, sehr gut gefüllt.

(or)
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