Solingen Millionen-Projekt droht zu scheitern

Solingen · Oldtimer-Zentrum: Bis Mitte nächster Woche muss der Investor die Finanzierung konkret nachweisen können.

Im Sommer dieses Jahres sollte das Oldtimer-Zentrum auf dem ehemaligen und jetzt städtischen Omega-Grundstück an der Kölner Straße und in Teilen des Evertz-Geländes am Birkenweiher bereits eröffnen. Doch nicht einmal zwei Wochen nach der Vorstellung des Projektes droht es wie eine Seifenblase zu zerplatzen: In den vergangenen Tagen waren Zweifel an der Seriosität und der Zahlungsfähigkeit des potenziellen Investors Stefan Petermann aufgekommen, die nach Gerüchten um eine kriminelle Vergangenheit entstanden waren. So trafen sich gestern Mittag unter anderem Oberbürgermeister Norbert Feith und der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Frank Balkenhol, mit Petermann zu einem "Krisengespräch" im Rathaus.

Hier konnte der in Solingen lebende Investor, der bis zu acht Millionen Euro in das Zentrum für historische Fahrzeuge am Tor zur Innenstadt stecken will, keine überprüfbare und verlässliche Finanzierungsbestätigung auf den Tisch legen, obwohl er unter anderem auch dazu am vergangenen Mittwoch vom Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung aufgefordert worden war.

Zudem konnte er Fragen, die ihm der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung zugeschickt hatte, nicht zufriedenstellend beantworten. Da die Stadt das Oldtimer-Zentrum nahe der Innenstadt aber nach wie vor für eine gute Idee hält und es gestern nicht vorschnell beerdigen wollte, wurde Stefan Petermann eine neuerliche Frist bis Mitte kommender Woche gesetzt. Bis dahin soll der gelernte Kfz-Meister vor allem eine Finanzierungsbestätigung präsentieren. Sein Rechtsanwalt bestätigte, die Unterlagen bis zum festgesetzten Termin beschaffen zu wollen.

Für Oberbürgermeister Norbert Feith und Frank Balkenhol ist das notwendige Vertrauen für eine Veräußerung des städtischen Grundstückes an Petermann derzeit nicht gegeben. Feith: "Ich halte das Projekt nach wie vor für gut und chancenträchtig. Doch es ist heute nicht verantwortbar, städtischen Gremien den Verkauf an diesen Investor zu empfehlen." Feith, die Familie Evertz und Balkenhol wollen Petermann indes noch eine letzte Chance geben - bis Mitte nächster Woche.

Hinweise auf einen Mangel an Seriosität des "Autofreaks" Petermann hatte die Wirtschaftsförderung erst erhalten, nachdem das Projekt am 10. Februar der Öffentlichkeit vorgestellt und der Name des Investors bekannt geworden war. Die routinemäßige Creditreform-Abfrage und weitere Recherchen der Wirtschaftsförderung in einem frühen Stadium der Gespräche hatten zunächst keinen Anlass zu Zweifeln an der Integrität des Interessenten geliefert, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Das hat sich seit der vergangenen Woche geändert. Die Gerüchte und Informationen um mangelnde Zahlungsfähigkeit und eine Verurteilung in einem Strafverfahren verdichteten sich so stark, dass Balkenhol dem Investor am vergangenen Mittwoch eine Frist bis gestern setzte, einen Elf-Punkte-Fragenkatalog zu beantworten, belastbare Dokumente zur Finanzierung vorzulegen und alle Vorwürfe zu entkräften.

"Petermanns CarKult" lautet der Name des Projektes, das auf dem ehemaligen Kieserling-Gelände eigentlich bis zum Sommer dieses Jahres entstehen soll. Neben einer umfänglichen Ausstellung historischer Fahrzeuge sind zudem eine Werkstatt mit professioneller Pflege, Wartung und Reparatur für alte mobile Schätzchen geplant. Überdies ein Bistro, ein Shop mit Fachliteratur, eine Boutique mit Racing- beziehungsweise Oldtimer-Spezialkleidung.

Auch sind laut Konzept vielfältige Veranstaltungen vorgesehen, wie beispielsweise zwei Mal im Jahr Oldtimer-Messen. Das sind jedenfalls die Planungen. Ob die umgesetzt werden oder nicht, wird man Mitte nächster Woche sehen.

So oder so sei aber ein direkter wirtschaftlicher Schaden aus dem geplanten Grundstücksgeschäft für die Wirtschaftsförderung oder die Stadt weder entstanden noch zu befürchten, betonte Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol. Bei derartigen Investitionsvorhaben sei es üblich, vor dem Notartermin einen Finanzierungsnachweis zu verlangen. Dies sei auch im aktuellen Fall Petermann so vorgesehen. Für den Fall, dass ein Investor den Kaufpreis nicht bezahle, komme der Kaufvertrag gar nicht erst zustande.

(RP)
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