Solingen Mit der Schwimmnudel um die Welt

Solingen · Viele Einwandererkinder können nicht schwimmen: Stadt und Sportvereine wollen das ändern.

Gabriel und Mohamad sind als erste im Wasser. Während die Mädchen sich noch umziehen, planschen sich die beiden Zwölfjährigen schon mal warm. Schließlich geht es hier um was: Wer heute in Form ist, darf mit Schwimmausweis und einem "Seepferdchen" nach Hause gehen. Für die beiden Sechstklässler jedenfalls, war der Schwimmkurs, den der Stadtsportbund gemeinsam mit der Solinger Bädergesellschaft und dem Stadtdienst Sport veranstaltet hatte, ein voller Erfolg.

Mohamads Familie kommt aus Syrien, Gabriel ist mit seiner Familie vor einem Jahr aus Polen nach Deutschland gekommen. Das mit dem Deutsch klappt bei beiden schon ganz gut. "Da hatten wir überhaupt kein Problem", erzählt Schwimmlehrerin Lisa Krügel. Für die 27-jährige Fachangestellte für Bäderbetriebe war es ein Schwimmkurs wie jeder andere auch, sagt sie. Von Berührungsängsten keine Spur: "Die Kinder springen ins Wasser, obwohl sie noch gar nicht schwimmen können."

Doch das Besondere an diesem Schwimmkurs im Klingenbad: Die 22 Kinder zwischen zehn und 14 Jahren leben erst seit wenigen Monaten in Deutschland. "Wir haben festgestellt", erzählt Peter Nolden vom Solinger Sportbund, "dass viele Kinder älter als zehn Jahre noch nicht schwimmen können". Und besonders Einwanderkinder seien häufig Nichtschwimmer. Seit 2011 gibt es in Nordrhein-Westfalen deshalb bereits das Landesprogramm "NRW kann schwimmen", das Intensivkurse für Schüler in den Herbstferien organisiert. Aber auch hier sei der Anteil an Migrantenkindern besonders hoch, sagt Gregor Wehning vom Stadtdienst Sport und Freizeit. Etwa zwei Drittel der Kinder im Landesprogramm seien Kinder mit Migrationshintergrund. Der zehntägige Intensivkurs richte sich deshalb speziell an Kinder aus den sogenannten Seiteneinstiegsklassen, erklärt Wehning. "Also für diejenigen Kinder, die ohne Deutschkenntnisse in die Schulen gekommen sind."

Mit den Herbstferien ist dieser Kurs zu Ende gegangen. Von den eigentlich 22 Teilnehmerkindern sind allerdings nur sieben zur Prüfung gekommen, um ihr Abzeichen zu machen. Doch immerhin: Wenn alles klappt, gehen sieben "Seepferdchen" nach Hause. "Meistens schließen etwa 80 Prozent mit einem Abzeichen ab", schätzt Schwimmlehrerin Lisa Krügel. Am letzten Kurstag wurde noch einmal kräftig geübt: Ringe tauchen, Bahnen schwimmen, vom Beckenrand springen. "Wer das Abzeichen heute nicht schafft, kann mit seinen Eltern noch ein bisschen üben", erklärt Lisa Krügel, "und dann gern zur Prüfung wieder kommen."

Die sieben Prüflinge kommen aus Italien, Bulgarien, Polen, Syrien und Gambia. Die Teilnahme an den Kursen wurde über die Schulen vergeben. Und Gregor Wehlen von der Stadt schätzt, dass der Bedarf an solchen Intensivkursen angesichts der vielen Flüchtlingskinder steigen wird. Dieses Mal jedenfalls hat es geklappt: Am Ende der Stunde haben alle sieben Kinder ihr Schwimmabzeichen geschafft.

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