Solingen Mit Helge Timmerberg von Palermo nach Persien

Solingen · Wer die Welt bereist, hat viele Geschichten zu erzählen. Auf wenige Menschen trifft dieser Satz wohl so uneingeschränkt zu wie auf Helge Timmerberg. Der 65-Jährige hat mehr als 200 Länder besucht, den Erdball in 80 Tagen umrundet und seine Erlebnisse in mehr als einem Dutzend Büchern niedergeschrieben.

Jetzt las er am Dienstagabend aus seinem neuesten Werk mit dem Titel "Die Straßen der Lebenden". Mit viel Witz nahm er die rund 180 Zuschauer in der Cobra mit auf eine Reise von Palermo über Wien bis nach Kurdistan. Die Buchhandlung Schatzinsel hatte die Lesung veranstaltet. Seit fast 13 Jahren lädt Inhaber Ingo Klaus regelmäßig Autoren ein.

Helge Timmerberg zählt zu den Stammgästen: Bereits zum vierten Mal las er in Solingen. "Mit ihm wird es immer ein wenig schräg. Es ist mehr ein Auftritt als eine Lesung", kündigte Ingo Klaus den gebürtigen Hessen an. Er sollte Recht behalten. Timmerberg bewies Entertainer-Qualitäten: Er eröffnete den Abend musikalisch, erzählte zotige Witze und berichtete von seinen ersten Auftritten. "In Kiel las ich vor sechs Leuten - im Sauerland in einem Fachgeschäft für Orthopädie." So unterhielt er die Zuschauer fast eine halbe Stunde bestens, ohne auch nur eine Zeile aus seinem Buch vorgelesen zu haben.

Der 65-Jährige entführte das Publikum gedanklich nach Sizilien. Lebhaft beschrieb er den berüchtigten Straßenverkehr Palermos und berichtete vom hervorragenden Eis Italiens: "Eine Kugel Erdbeereis ist dort so groß wie bei uns drei." Wie es sich für einen Reise-Experten gehört, hatte er Tipps für den nächsten Urlaub im Gepäck. "Gute Rezeptionisten sind zu allem fähig", weiß er, und riet dazu, ein gutes Verhältnis zu den "wichtigsten Leuten im Hotel" zu pflegen.

Er ließ das Publikum auch teilhaben an einer wilden Partynacht mit seiner Freundin. Mit viel Alkohol schaukelte sich der Abend hoch, um nach noch mehr Alkohol in einem Eifersuchtsdrama zu enden. "Sex, Drugs and Rock'n Roll" - bei Helge Timmerberg wiederkehrende Themen. In einem Wiener Krankenhaus lernte er nach einem Fahrradunfall die Vorzüge von Morphium und Schlaftabletten kennen. In Persien steuerte er als junger Mann ohne Führerschein bekifft einen Bus.

Der 65-Jährige hatte viel zu erzählen, und tat das in solch unterhaltsamer Art und Weise, dass sich der ein oder andere Zuschauer nach dem mehr als zweistündigen Auftritt auch etwas berauscht gefühlt haben wird.

(RP)
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