Serie 24 Stunden - 24 Menschen Nachtschicht für frische Ware

Solingen · Wenn die ersten Kunden auf dem Markt einkaufen, sind die Händler schon seit mehreren Stunden auf den Beinen. Der Arbeitstag von Dirk Rüb beginnt gegen 3 Uhr auf dem Großmarkt.

Lastwagen mit Kennzeichen aus Frankreich, Spanien und den Niederlanden säumen den Straßenrand auf den letzten Metern zum Wuppertaler Großmarkt. "Ich bewundere die Fahrer, die bei dem Lärm in der Umgebung in ihren Kabinen schlafen können", sagt Dirk Rüb. Der Obst- und Gemüsehändler ist bereits seit Viertel nach eins auf den Beinen. Einen Apfel zum Frühstück - dann platzierte er seinen Kühl- und Verkaufswagen am Neumarkt, wo in den Morgenstunden der Wochenmarkt beginnen soll. Nun ist es kurz vor drei, als Rüb seinen Lastwagen zwischen den hell erleuchteten Lagerhallen des Großmarktes parkt. An diesem Ort herrscht gerade um diese Zeit geschäftiges Treiben: Gabelstapler fahren mit Paletten und Kartons beladen über das weitläufige Gelände. Das Rattern der Kühlanlagen, die Stimmen der Mitarbeiter und das Scheppern von Hubwagen bilden die Geräuschkulisse.

"Ich hole meine Waren von drei Händlern", erklärt Rüb und begrüßt den ersten Ansprechpartner. Mit der Einkaufsliste in der Hand mustert er einige Kisten mit Kirschen und prüft diese immer wieder in der Hand, bevor er sich für eine Ladung entscheidet. "Ich will die Frischesten haben", betont er. Manche Erzeugnisse muss er probieren. Dann klettert der Solinger Markthändler wieder in die Fahrerkabine und steuert seinen Lkw um eine Kurve, um Leergut wie Kartons oder anderes Verpackungsmaterial von früheren Einkäufen abzuladen.

Als Nächstes steht der Besuch beim größten Händler der Wuppertaler Anlage auf dem Programm. Rüb parkt den Laster vor einer Laderampe und betritt die riesige, kühle Lagerhalle. Die Ware, darunter Pfifferlinge, Bohnen, Tomaten und Wassermelonen, steht schon bereit. "Hier muss ich immer vorbestellen", erklärt der Markthändler. Den Wuppertaler Großmarkt steuert Dirk Rüb seit über 20 Jahren an. Das 1913 gegründete Obst- und Gemüsegeschäft hatte er von seinen Eltern übernommen. Beim dritten Händler sucht er sich die Kisten mit Radieschen, Möhren und Salat selbst zusammen. Zielstrebig steuert er dabei die Sackkarre von einem der unzähligen Lagerräume zum nächsten. "Das ist eine Frage der Erfahrung, dass man sich hier zurechtfindet", sagt Rüb. Nachdem alles verladen ist, gönnt er sich noch einen Becher heißen Kaffee, dann geht es zurück zum Neumarkt. "Ich kaufe immer so viel ein, dass nach dem Markttag möglichst wenig übrig bleibt", erklärt Rüb auf dem Weg. Saisonale Fragen, aber auch die Wetteraussichten und der Wochentag spielen bei der Kalkulation eine Rolle. Rüb bedient seine Kunden dienstags, donnerstags und samstags auf dem Markt in der Solinger Innenstadt. Dort angekommen - die Digitaluhr an einer Hauswand zeigt inzwischen zehn vor vier an - trifft er auf einen ersten Kollegen: Metzgermeister Robert Jacobs hat seinen Verkaufswagen vorbereitet. "Jetzt fahre ich nach Hause und hole die Ware aus der Kühlung", kündigt der Obermeister der Solinger Fleischer-Innung an und fährt fort: "Viele Leute machen sich gar kein Bild davon, was man als Markthändler tun muss, damit alles pünktlich am Platz ist."

Dirk Rüb hat unterdessen die Stromkästen auf dem Platz aufgeschlossen. Als nächstes steht der Aufbau seines Verkaufswagens auf dem Programm. "Am zeitaufwändigsten ist es aber, alles mit Ware zu bestücken", erzählt Rüb, der wenig später Unterstützung von seiner Ehefrau erhält.

"Um 15 Uhr bin ich heute zuhause", berichtet der Markthändler, während der Himmel im Osten allmählich ein wenig heller wird. "Dann, bevor ich die Kasse mache und durchgehe, was ich für den nächsten Markt brauche", verrät Dirk Rüb, "lege ich mich erst einmal ein Stündchen hin."

(ied)
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