Solingen Neue Filter gegen die Burgunderblutalge

Solingen · Die Stadtwerke erweitern das Wasserwerk Glüder um eine neue Filteranlage und eine Aktivkohlestufe. Gestern wurde der Grundstein gelegt. Hintergrund ist der Algenbefall der Sengbachtalsperre seit Anfang 2013.

 Andreas Schwarberg (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Solingen, und Oberbürgermeister Tim Kurzbach legten gestern den Grundstein für die Erweiterung des Wasserwerkes Glüder.

Andreas Schwarberg (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Solingen, und Oberbürgermeister Tim Kurzbach legten gestern den Grundstein für die Erweiterung des Wasserwerkes Glüder.

Foto: Stephan Köhlen

Am Anfang stand die Burgunderblutalge. Die giftige Pflanze, die vor allem bei Kälte und Dunkelheit gedeiht, tauchte im Januar 2013 erstmals in der Sengbachtalsperre auf, aus der die meisten Solinger Haushalte ihr Trinkwasser beziehen. Im Laufe des Jahres gelangten auch Toxine der Alge ins Trinkwasser, jedoch nur in geringer, unbedenklicher Konzentration. Stadtwerke-Vorstand Andreas Schwarberg erinnerte sich noch sehr genau an den Anruf, den er damals erhielt. "Wir müssen Glüder vom Netz nehmen", kam es durch den Hörer.

Um ein solches Szenario in Zukunft auszuschließen und das Algen-Problem vollständig im Griff zu haben, treffen die Stadtwerke nun Vorsorge. Sie investieren drei Millionen Euro in die Filteranlagen des Wasserwerks Glüder, in dem das Wasser der Sengbachtalsperre aufbereitet wird. Gestern legten Andreas Schwarberg und Oberbürgermeister Tim Kurzbach den Grundstein.

Die neue Vorfiltration, insgesamt sechs Kessel, entfernt den Großteil der auftretenden Algen physisch aus dem Wasser. Danach bindet die Aktivkohlestufe eventuell gelöste Toxine und filtert sie so aus dem Wasser heraus. Die neuen Anlagen entstehen neben dem Wasserwerk Glüder auf einer Fläche von rund 230 Quadratmetern.

Die Stadtwerke möchten mit ihrer Investition die Qualität des Trinkwassers sicherstellen durch eine "Erweiterung für künftige Anforderungen", wie Andreas Schwarberg sagt. Denn ob und wann die Burgunderblutalge wieder in der Sengbachtalsperre auftritt, ist nicht vorhersehbar. Zum anderen ist das städtische Versorgungsunternehmen so noch besser gerüstet, falls das in der Talsperre gesammelte Oberflächenwasser einmal verunreinigt sein sollte. "Wir möchten, dass das Solinger Trinkwasser dauerhaft und unter Berücksichtigung ständig steigender Anforderungen seine hohen Qualitätsstandards erfüllt", sagt Andreas Schwarberg.

Nachdem im Juni 2014 der Bauantrag gestellt wurde, konnte im August dieses Jahres mit der Befestigung des Baugrunds begonnen werden. Bereits bis Ende des Jahres soll der Rohbau aus Fertigelementen stehen und bis Ende Februar die Filteranlagen integriert sein, wie Architekt Kai Schüttler informiert. Im Sommer 2016 soll die neue Technik in Betrieb gehen. Der Ausbau des Wasserwerks ist aber nicht die einzige laufende Investition der Stadtwerke in die Wasserversorgung. Noch in diesem Monat beginnen die Arbeiten, um die Vorsperre der Sengbachtalsperre zu sanieren.

Sedimente, die sich dort in über 100 Jahren gesammelt haben, werden nun mit einem Saugbagger entfernt, in Teichen nahe der Wupper gesammelt und mit Lkw abgefahren.

Insgesamt haben die Stadtwerke nach eigener Angabe in den vergangenen fünf Jahren neun Millionen Euro in die Sengbachtalsperre, etwa die Staumauer-Sanierung, und die Trinkwasserbehälteranlagen investiert. "Die Qualität des Trinkwassers ist ein hohes Gut, das nicht zum Spielball des Marktes werden darf. Aus diesem Grund war es richtig, die Wasserversorgung Anfang des Jahres wieder bei der Stadt Solingen beim Eigenbetrieb Wasserversorgung anzusiedeln", erklärt Oberbürgermeister Tim Kurzbach.

(bjd)
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