Solingen Neuer Anlauf zu Kulturerbe

Solingen · Die Entwicklungsagentur hat bereits Kontakte für eine Bewerbung der Müngstener Brücke mit anderen Brücken, unter anderem in Portugal, geknüpft. Bahn beginnt nächste Woche mit Probeanstrich für Originalfarbe.

 1912 Der Zeichner dieser Postkarte bildete die Brücke in einem hellen stahlgrauen Ton ab.

1912 Der Zeichner dieser Postkarte bildete die Brücke in einem hellen stahlgrauen Ton ab.

Foto: Stadtarchiv Solingen

Die Pläne, der Müngstener Brücke ihr altes Aussehen wiederzugeben, werden konkret. Nächste Woche werden an einem Stützpfeiler auf der Solinger Seite unterschiedliche Farben aufgetragen. Das sagte gestern ein Sprecher der Bahn. So soll getestet werden, welcher Farbton am besten zu der Originalfarbe der 1897 eröffneten Brücke passt, die zurzeit saniert wird.

Solingen: Neuer Anlauf zu Kulturerbe
Foto: Boris Schmidt

Die Bergische Entwicklungsagentur (BEA) begrüßt diese Maßnahme — zumal die BEA selbst jetzt einen neuen Anlauf startet, die Brücke zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. Ziel ist es, mit vergleichbaren Brücken in Portugal und Frankreich auf die Unesco-Liste zu kommen.

Solingen: Neuer Anlauf zu Kulturerbe
Foto: Boris Schmidt

"Es handelt sich um das Garabit-Viadukt in Frankreich und die Brücke Mia Pia in Portugal", sagte gestern Carsten Zimmermann von der BEA. Erste Gespräche mit einem Freundeskreis der portugiesischen Brücke würden nächste Woche geführt. Unter Umständen sei eine gemeinsame Bewerbung sogar erfolgversprechender als der erste Anlauf, der im Juni scheiterte.

 2012 Zurzeit wirkt der historische Bau noch eher rostig-bräunlich.

2012 Zurzeit wirkt der historische Bau noch eher rostig-bräunlich.

Foto: Nico Hertgen

"Die Originalfarbe würde unsere Anstrengungen unterstützen", so Zimmermann. Bahn und städtische Denkmalpflege versuchen gerade eine Farbe zu finden, die dem alten Anstrich am nächsten kommt. "In der ersten Phase der Sanierungsarbeiten wurde die augenblickliche Farbe an einer Stelle entfernt", sagte Jens-Peter Foitzik, der für Denkmalpflege zuständige Abteilungsleiter im Rathaus.

Unter der aus den 60er Jahren stammenden Schicht kam schließlich die Originalfarbe zum Vorschein, die zurzeit von Experten genau untersucht wird. So ist es möglich, jenen blau-silbernen Farbton einer modernen Farbe zuzuordnen. Fest steht aber schon jetzt, dass der erste Anstrich entschieden heller wirkte als die derzeitige rostige Hülle der Müngstener Brücke.

Das hat zur Folge, dass sich Denkmalschutz und wirtschaftliche Interessen in Müngsten nicht widersprechen. Die Denkmalpfleger wollen dem Stahlkoloss zwischen Solingen und Remscheid sein ursprüngliches helles Aussehen zurückgeben. "Und das möchte auch die Bahn", sagte Jens-Peter Foitzik. Der Grund: Je heller der neue Anstrich ist, desto weniger verändert der Stahl bei Hitze seine Form.

Dabei ist es durchaus kompliziert, die Ursprungsfarbe zu ermitteln. "Die Fotos aus dem späten 19. Jahrhundert sind alle noch schwarz-weiß", sagt Ralf Rogge, Leiter des Solinger Stadtarchivs. In dem Archiv an der Gasstraße gibt es hunderte Ansichten von der Müngstener Brücke — auch aus der Kaiserzeit. Allerdings: Sowohl die nachcolorierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen als auch gezeichnete Postkarten sind unsichere Quellen. Rogge: "Da haben es möglicherweise die Künstler mit der Farbe nicht so genau genommen."

Gleichwohl zeigen die meisten alten Farb-Abbildungen der Müngstener Brücke das Bauwerk in blau-silbernen beziehungsweise stahlgrauen Tönen. Und auch auf Fotos, die kurz nach dem Neuanstrich der Brücke von 1960 aufgenommen wurden, erscheint das 107 Meter hohe Bauwerk heller als heute. Erst im Lauf der Jahre dunkelte die Farbe der Brücke nach. An vielen Stellen der Stahlkonstruktion setzte sich Rost auf die Außenhaut des Materials.

(RP/rl)
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