Prototyp Neuer Batterie-Obus ist angekommen

Solingen · Seit 12. Januar wird der 900.000-Euro-Prototyp der neuen batteriebetriebenen Obus-Generation bei den Stadtwerken fit gemacht für den Praxistest. Im Februar geht es los. Ziel ist es, in den nächsten Jahren alle Dieselbusse auszutauschen.

Auf einem Tieflader wurde der neue Obus aus dem polnischen Posen nach Solingen transportiert.

Auf einem Tieflader wurde der neue Obus aus dem polnischen Posen nach Solingen transportiert.

Foto: Stadtwerke Solingen

Die Zukunft des Solinger Busverkehrs kam auf der Ladefläche eines Schwerlasttransporters - doch allzu lange wird es nicht mehr dauern, bis der neue "Batterie-Oberleitungsbus" (BOB) der Stadtwerke Solingen (SWS) sozusagen auf eigenen Rädern zu seiner Jungfernfahrt auf den Straßen der Klingenstadt starten wird.

Denn nachdem der erste von demnächst vier BOBs am 12. Januar eingetroffen war, machte sich gleich eine ganze Armada von Mitarbeitern des polnischen Herstellers Solaris sowie der Solinger Verkehrsbetriebe daran, das regelrechte Wunderwerk der Technik fit zu machen für seine Premiere.

Augenblicklich steht der Prototyp der neuen Obus-Generation, die in einigen Jahren sämtliche Dieselbusse in der Stadt ersetzen soll, noch auf dem Betriebshof an der Weidenstraße in der Werkstatthalle. Aber Conrad Troullier, Geschäftsführer der SWS-Verkehrssparte, ist durchaus zuversichtlich, dass das Gefährt recht bald zu seiner ersten Testfahrt aufbrechen kann. "Wir gehen jedenfalls davon aus, dass es Anfang Februar losgehen wird", kündigte Troullier gestern im Gespräch mit unserer Redaktion an.

Wobei dann nicht einfach nur ein moderner Bus quer durch die Klingenstadt kurven wird. Vielmehr handelt es sich bei dem rund 900.000 Euro teuren BOB um ein Fahrzeug, das - wenn alles gut geht - das Zeug dazu hat, den Öffentlichen Personennahverkehr über Solingen hinaus zu revolutionieren.

Der Grund: Eine neue Technik macht es möglich, dass der Bus während der Fahrt unter den Oberleitungen seine Batterien mit Energie speist, was zukünftig wiederum ein in Gänze emissionsfreies Fortkommen auch jenseits der elektrifizierten Strecken erlaubt.

Tatsächlich dürfte bis zu einem flächendeckenden Einsatz der batteriebetriebenen Obusse aber noch etliche Zeit verstreichen. So haben die Stadtwerke bereits im vergangenen Frühjahr zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie ein auf insgesamt fünf Jahre angelegtes Forschungsprojekt aufgelegt, das mit 15 Millionen Euro gefördert wird und das jetzt, mit dem Start des Prototypen, sozusagen in seine erste heiße Phase gehen wird.

So ist geplant, das Ziehharmonika-Fahrzeug, das im Solaris-Werk in Posen gebaut wurde, nach der Abnahme des TÜV zunächst mit Sandsäcken bestückt auf die Reise zu schicken, um zum Beispiel die Fahreigenschaften genau unter die Lupe zu nehmen.

Später werden aber auch Fahrten mit Passagieren durchgeführt, so dass der Obus im Herbst so weit ausgetestet ist, dass er seinen Betrieb im regulären Verkehr auf der Strecke der Linie 695 zwischen Meigen und Gräfrath aufnehmen kann.

Ein Zeitpunkt, zu dem die drei weiteren bestellten Batterie-Obusse ebenfalls nach Solingen ausgeliefert sein dürften. "Wir rechnen damit, dass diese Fahrzeuge Ende März eintreffen werden", sagte Verkehrsbetriebe-Geschäftsführer Troullier, der am Mittwoch überdies betonte, man freue sich bei den Stadtwerken auf die ersten Fahrten und sei schon ganz gespannt, wie sich der Neue schlage.

Eine Vorfreude, die leicht nachzuvollziehen ist. Bestehen die neuen batteriebetriebenen Obusse nämlich ihre Feuertaufen im Alltagsgeschäft, soll die Fahrzeug-Flotte der SWS in den kommenden Jahren nach und nach ausgetauscht werden. Und die Klingenstadt mit ihrem Oberleitungssystem würde wirklich zum Schauplatz einer verkehrspolitischen Revolution.

(or)
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