Solingen Nistplatz am Glockenturm

Solingen · Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zeichnete die evangelische Kirche Merscheid mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" aus. Ihr Glockenturm bietet vielen Vogelarten einen Nistplatz und trägt so zum Artenschutz bei.

Hier ist Leben im und am Glockenturm: Vorsichtig stecken die Turmfalken an der evangelischen Kirche in Merscheid den Kopf aus dem Nistkasten. Sie haben ihren Platz am Kirchturm gefunden und hier sogar Junge zur Welt gebracht. Auch Fledermäuse wissen das Bauwerk als Rückzugsraum zu schätzen und starten von hier aus in den Abendstunden in die Merscheider Nacht.

Die Gemeindeleitung achtete bei der Renovierung des Kirchturms darauf, Öffnungen im Turm frei zu halten und nicht etwa Taubengitter anzubringen. Vögel können dadurch im Kirchturm einen Nistplatz einrichten. So finden sie Ersatz für ihre natürlichen Bruthöhlen in Felsen oder Bäumen, die immer seltener werden. Neben Turmfalken und Fledermäusen nutzen auch Dohlen und Schleiereulen Kirchtürme als Nistplätze.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zeichnete die evangelische Kirche Merscheid für diesen Beitrag zum Artenschutz mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" aus.

"Die Kirche bietet Tieren Lebensraum, um sich anzusiedeln. Die Arten brauchen einen Bereich, der höher gelegen, geschützt und auch dunkel ist", erklärt Edeltraut Krüger, Vorsitzende des NABU in Solingen. Im Bergischen Städtedreieck erhielt die Merscheider Kirche damit als erste dieses Siegel. Deutschlandweit wurde es seit dem Start der Aktion "Lebensraum Kirchturm" im Jahr 2007 rund 900 Mal vergeben.

Die Turmfalken sind bereits langjährige Untermieter der Kirche. Roland Kellert, der Vorgänger des aktuellen Pfarrers Hildebrand Proell, hatte schon vor der Jahrtausendwende die Leiter hervorgeholt und in Eigenregie Nistkästen angebracht. Während der Renovierung des Kirchturms bis Herbst 2013 hatten die Nistkästen jedoch weichen müssen.

Das hielt die Turmfalken freilich nicht davon ab, auch während des Umbaus immer wieder ihren gewohnten Nistplatz zu besuchen, wie sich Pfarrer Hildebrand Proell erinnert. Nachdem die Renovierung abgeschlossen war, kehrten auch die Turmfalken zurück. Einen neuen Nistkasten spendierte der NABU.

Der Gemeinde entsteht durch die tierischen Untermieter keine zusätzliche Arbeit, da diese sich selbst überlassen werden können. Die Wartung des Nistkastens übernimmt der NABU. Die Falken sind der Gemeinde sogar nützlich: "Es gibt kein besseres Mittel gegen Tauben", berichtet Hildebrand Proell. Ansonsten gilt: "Wir können uns an den Turmfalken erfreuen und einen Blick für die Tiere gewinnen", so der Pfarrer.

Die besondere Verbindung zwischen der Kirche und ihren Bewohnern symbolisieren die Buttons des NABU, die in der Kirche ausliegen. "Kirchgänger" steht dort auf dem Foto einer der nistenden Vogelarten. Edeltraut Krüger musste bereits für Nachschub sorgen, denn die Anstecker waren schnell vergriffen. "Sie sind Werbung für den NABU und die Kirche zugleich", sagt Hildebrand Proell.

(RP)
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