Stadtfest in Solingen Nostalgie und gute Laune auf dem Zöppkesmarkt

Solingen · Nach einem verregneten Start strömten die Besucher am Wochenende zum Zöppkesmarkt in die Solinger City. Vor allem origineller Trödel und die Shows der Spaßgruppen zogen die Gäste an.

Solinger Zöppkesmarkt 2017 in Bildern
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Das war der Zöppkesmarkt 2017

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Foto: Köhlen, Stephan

Als wahre Fundgrube für Nostalgiker entpuppte sich einmal mehr der Pavillon von Jürgen Wahn an der Unteren Hauptstraße: Dort fiel der Blick der Besucher unter anderem auf alte Taschen- und Wanduhren sowie einen Fotoapparat mit Ledertasche aus den 40er Jahren. "Eigentlich hatte ich vor, einen Herd von 1925 mitzubringen", sagte der Trödelhändler, und fügte schmunzelnd hinzu: "Das hätte bei dem Wetter am Freitag auch ganz gut gepasst." Und selbst die Auswahl seiner Garderobe passte sich dem Stil der Angebote an - denn Wahn trat vor seine Gäste im Hochzeitsanzug seines Großvaters aus dem Jahr 1921. Der stehe freilich nicht zum Verkauf, betonte Wahn, der beim diesjährigen Zöppkesmarkt ein Jubiläum feierte: Zum 40. Mal bot er auf dem traditionsreichen Solinger Straßentrödel seine alten Schätze feil.

"Ich bin immer schon gern auf Trödelmärkten gewesen", erinnert sich der 72-jährige Solinger. "Und ich habe auch nichts weggeschmissen", verriet er verschmitzt. Und so wurde aus einem kleinen Tapeziertisch in den Anfangsjahren in der Zwischenzeit ein "richtig nobler Stand", wie Wahn sagte. Den teilt er sich inzwischen mit seiner Jugendfreundin Gisela Hoffacker, die das Sortiment durch Taschen, Kleider, Parfüms und Schmuck ergänzte.

Stände wie diese verleihen dem Zöppkesmarkt seinen besonderen Charakter: Auch bei der 49. Auflage am Wochenende wurde deren Mehrzahl von Privatleuten, Freundeskreisen und Vereinen betrieben. Und das schätzt auch Charlotte Büse. "Es gibt hier so nette Aussteller, die man persönlich kennt, und die immer am gleichen Platz stehen." Während sie sich für Porzellangeschirr interessiere, halte ihr Lebensgefährte Hermann Lang nach Stahlwaren Ausschau. "Er ist für den Markt extra aus Rheinberg am Niederrhein angereist", erzählte Büse.

Nach dem verregneten Auftakt am Freitag und dem nicht minder nassen Samstagvormittag füllten sich Hauptstraße, Alter Markt, Fronhof und Mühlenplatz im Verlauf des zweiten Tages deutlich. Die Besucher durchstöberten die Stände nach Schnäppchen und Raritäten, umlagerten die Getränke- und Imbissbuden - und machten Halt an den Ständen der Spaßgruppen, die mit ihren Aufführungen für reichlich Gaudi sorgten. Während die Gäste in diesem Jahr, wohl aus gesundheitlichen Gründen, auf den Stand der "Aul Baseloemker" verzichten mussten, ging es anderswo hoch her: Auf der Bühne von Selten Selters am Fronhof hieß es "B(l)auer sucht Frau". Dabei hatte der schüchterne "Heuballenwender aus Hühschidd" die Qual der Wahl: Der von der Mutter verhätschelte Junggeselle musste sich aus Kandidatinnen wie "Kathi, der kernigen Kettenraucherin aus Köln" oder "Ling Lang, der lasziven Lotusblüte aus dem Land des Lächelns" seine Herzensdame für den eigenen Hof aussuchen.

In einer anderen Darbietung an der Hauptstraße hingegen ging es um die Zukunft des Zöppkesmarktes: Der wird für das Jahr 2018 neu ausgeschrieben, nachdem ihn der Verein zur Förderung des traditionellen Solinger Brauchtums nunmehr fünf Mal organisiert hat. "Wir werden das schon rocken", gab sich dessen Vorsitzender Falk Dornseifer zuversichtlich, den Markt weiterhin ausrichten zu können.

Auf einen mächtigen Gegenkandidaten wird er sich aber wohl gefasst machen müssen - zumindest wenn es nach den Fleckenleckern geht: Denn die Spaßgruppe präsentierte ihren Zuschauern keinen geringeren als US-Präsident Donald Trump. Und der äußerte gleich klare Vorstellungen, wie "sein" Zöppkesmarkt in Zukunft auszusehen hat: "Big, big, big!" Nach einer Kostprobe der größten Kunststücke in der Geschichte des Marktes trat der Gast aus Übersee zum "Shoot out" mit den Lokalmatadoren an - und unterlag: Den amüsierten Zuschauern blieb also die Gewissheit: Der "Zöppi" bleibt in Solinger Hand.

Die Dröppelmina für den originellsten Stand des Zöppkesmarktes und 150 Euro gehen in diesem Jahr an die Bollerwagenfreunde: Die 1989 zu einer Vatertags-Tour gegründete Gruppe hatte sich zwei Wochen vor der Bundestagswahl als neue Partei präsentiert: Die AfT (Alternative für Trödel) sollte neuen Schwung in den Markt bringen. Mit T-Shirts, Plakaten und auf die Schippe genommenen Parolen und Wahlkampfsprüchen überzeugten die Trödler mit ihrem Stand am Mühlenplatz die Jury, bestehend aus je einem Vertreter der Solinger Morgenpost, des Solinger Tageblatts, von Radio RSG sowie Foto-Künstler Frank Reimann.

Die Verleihung des von der Stadt-Sparkasse gestifteten Preises, der traditionellen Kaffeekanne, fand am Sonntag auf dem Mühlenplatz statt.

Dass die Zinnteller für die Zweit- und Drittplatzierten bei dieser Gelegenheit noch nicht überreicht werden konnten, hing mit einer Kuriosität zusammen: Denn während die Bollerwagenfreunde mit 70 Punkten klar das Rennen machten, wurde es auf den Folgeplätzen eng wie nie: Die Spaßgruppen Selten Selters und Fleckenlecker sowie die TG Burg lagen bei der Abstimmung gleichauf mit 52 Punkten auf dem gemeinsamen zweiten Rang. Für alle drei gab es Schecks in Höhe von 50 Euro. Die Teller als Trophäen werden die Gruppen zu einem späteren Zeitpunkt erhalten. Den fünften Rang belegten die Pfadfinder mit ihrem Stand auf dem Fronhof mit 50 Punkten. Sie erhalten ein original Solinger Zöppken.

(ied)
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