Solingen Nostalgisches Kinoerlebnis

Solingen · Die Stadtwerke nutzen ihr Freilager derzeit für ein Autokino - auch die vorerst letzte Vorstellung heute ist bereits ausgebucht.

Als sich der fast wolkenlose Himmel allmählich violett färbte, reihte sich auf dem Freilager der Solinger Stadtwerke (SWS) ein Auto an das andere. Zwischen unzähligen beiseite geräumten Rohren und Schläuchen richteten sich die Gäste für einen gemütlichen Kinoabend ein - mit Popcorntüten, die sie auf den Fahrzeugdächern "zwischenparkten", Pommes Frites oder Eis: Mit dem Hollywood-Streifen "Independence Day: Wiederkehr" feierte das mobile Autokino an der Beethovenstraße am Donnerstag Premiere.

"Der Film als solcher ist für uns erst einmal gar nicht so entscheidend", gestand Anita König. Sie reize eher die besondere Atmosphäre - genau wie ihre Töchter Lisa (11) und Hannah (8). "Sie waren zuvor noch nie im Autokino", verriet die Solingerin. Das kostenlose Angebot mit aktuellen Kinofilmen an drei aufeinanderfolgenden Tagen solle ein Dankeschön an die Kunden sein, erklärte SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg. Er verbrachte den ersten Filmabend auf dem Freilager gemeinsam mit Bürgermeister und SWS-Aufsichtsratsmitglied Ernst Lauterjung in einem Elektrofahrzeug der Entsorgungsbetriebe - und zwar in der ersten Reihe. Denn die ist zu allen Vorstellungen für jene Gäste reserviert, die mit einem E-Auto anreisen. "Wir wollen dem Bereich E-Mobilität Schwung verleihen", sagte Schwarberg. Im Zuge des Projekts "Ebus 2020" wollen die Verkehrsbetriebe mittel- bis langfristig ausschließlich mit Strom betriebene Busse auf Solinger Straßen einsetzen. Um das Thema E-Mobilität drehte sich folgerichtig auch der Vorfilm, der ab 21.15 Uhr über die zehn mal 20 Meter große, in kürzester Zeit aufblasbare Leinwand flimmerte.

"Die sieht ein bisschen aus wie eine Hüpfburg", sagte die achtjährige Hannah König. Überhaupt habe sie sich ein Autokino irgendwie anders vorgestellt, erzählte die Schülerin: "Ich dachte, wir wären hier in einer großen Halle." Bei ihren Eltern weckte das rar gewordene Kinoerlebnis hingegen nostalgische Gefühle.

"Ich war zuletzt vor über 20 Jahren im Autokino - damals haben wir in Schwelm die Nackte Kanone gesehen", erinnerte sich Anita König schmunzelnd. Solche Abende, die für Generationen von Filmfreunden mit unzähligen kleinen, persönlichen Geschichten verbunden sind, gehören weitgehend der Vergangenheit an: Das Schwelmer Autokino hat inzwischen dicht gemacht, aus einer Vielzahl an festen Einrichtungen sind in NRW nur noch die Kinos in Köln-Porz und in Essen geblieben.

Und doch gibt es auch in Zeiten des technisch hochgerüsteten Heimkinos mit hoher Bildauflösung und donnerndem Ton offensichtlich wieder einen Drang nach dem speziellen, romantischen Filmerlebnis. "Mein Ehemann hat uns angemeldet", erzählte Anita König. Und damit musste er sich beeilen: Denn die jeweils 100 Plätze für SWS-Kunden auf dem Freilager waren für alle drei Abende schnell nach Bekanntwerden des Ereignisses ausgebucht. Heute zeigen die Stadtwerke auf der Kinoleinwand den jüngsten James Bond-Film "Spectre".

Eine Fortsetzung der Autokino-Reihe ist möglich.

(tws)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort