Solingen O-Quartier: Ohligser verlieren Geduld

Solingen · Noch immer streiten Investor und Stadt, ob Graf von Thun und Hohenstein Veit den Schutt vom Olbo-Areal abräumen muss. Das Gerichtsurteil soll bald fallen. Die Bürger drängen derweil darauf, dass das Einkaufscenter endlich kommt.

Die ersten Bewohner haben inzwischen ihr neues Zuhause im Olbo-Park im Zentrum von Ohligs bezogen. Und bis Frühjahr dürften dann alle 86 Wohnungen in den modernen Häusern fertig sein, die vom Immobilienunternehmen "plan 8" des Solinger Geschäftsmanns Gerd Fischer errichtet werden - was als untrügliches Zeichen dafür gelten kann, dass der westlichste Stadtteil der Klingenstadt einen regelrechten Boom erlebt.

Doch nur wenige Schritte vom Olbo-Park entfernt erinnert so gut wie gar nichts an den Aufschwung, den Ohligs momentan nimmt. Auf dem anderen Teil jenes Areals, auf dem die einstige "Ohligser Leinen- und Baumwollweberei" bis 2007 Industrietextilien herstellte, herrscht weiter einzig und allein Tristesse. Wobei dies in den Ohren vieler Ohligser längst eine Untertreibung ist. Denn statt des Einkaufscenters O-Quartier, das die Entwicklungsgesellschaft Graf von Thun und Hohenstein Veit aus Bayreuth dort schon seit Jahren bauen will, türmt sich auf dem Grundstück - neben den Ruinen der alten Fabrik - nach wie vor ein meterhoher Schuttberg auf.

Ein echter Schandfleck, der noch dazu die Entwicklung des gesamten Stadtteils negativ beeinflussen kann, wie Joachim Junker fürchtet. Dementsprechend forderte der Geschäftsführer der Ohligser Jongens gestern einmal mehr endlich eine Überwindung des Stillstandes - wenn nötig mit einem neuen Investor. "Auf Grund der bisherigen Entwicklung sind jedenfalls Zweifel nachvollziehbar, wonach Graf von Thun und Hohenstein Veit der richtige Partner sein könnte", sagte Junker auf Nachfrage unserer Redaktion.

Immer wieder wurden der Geschäftsführer sowie die anderen Mitglieder der Jongens in den zurückliegenden Monaten und Jahren von Bürgern auf das Trümmerfeld im Herzen des Stadtteils angesprochen. Allein: Eine Antwort mussten die Jongens bis heute schuldig bleiben, da sämtliche Versuche, mit der Chefin des Investors, Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit, in Kontakt zu treten, vergeblich blieben.

Ein kommunikatives Desaster, von der auch die Stadt Solingen - in anderer Form - ein sprichwörtliches Lied singen kann. Zwar gab es in der Vergangenheit regelmäßig Gespräche zwischen der Gräfin sowie den Verantwortlichen im Rathaus. Gleichwohl hat es die Stadt ebenfalls schwer, Belastbares aus Bayreuth zu erfahren.

Zumal weiter ein Verfahren am Verwaltungsgericht Düsseldorf anhängig ist, mit dem sich der Investor gegen eine Ordnungsverfügung der Stadt zu wehren versucht, wonach der Schuttberg auf dem Olbo-Gelände beseitigt werden muss. "Wir rechnen innerhalb der nächsten Wochen mit einer Entscheidung", sagte eine Rathaus-Sprecherin am Freitag.

Für die Ohligser Jongens und die Mehrheit der Bürger ist es derweil kaum nachvollziehbar, dass sich seit Jahren in Sachen Einkaufszentrum nichts bewegt. "Wir benötigen dringend wieder einen Lebensmittelvollsortimenter", unterstrich noch einmal Jongens-Geschäftsführer Junker. Denn schließlich sei Ohligs ein Aushängeschild für ganz Solingen, was sich nicht zuletzt in der positiven Entwicklung auf der Ostseite des Hauptbahnhofs manifestiere. Und umso dringlicher erscheine es da, dass jetzt endlich auch etwas im Zentrum des am schnellsten wachsenden Stadtteils der Klingenstadt geschehe, so Joachim Junker.

(or)
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