Interview: Marc Westkämper O-Quartier: Pochen auf Vereinbarungen

Solingen · Der Bezirksbürgermeister von Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid, kritisiert die Inhaber des Olbo-Geländes. Den neuen Mehrheitsverhältnissen im Stadtteilgremium will der CDU-Politiker in seiner vierten Amtszeit pragmatisch begegnen.

Erst in der Stichwahl sind Sie mit 8:7 Stimmen gegenüber Ihrer Herausforderin Juliane Hilbricht zum Bezirksbürgermeister wiedergewählt worden. Überwog danach die Erleichterung ? Oder betrachten Sie das Ergebnis als schwere Hypothek für die Amtszeit ?

Westkämper In erster Linie habe ich mich natürlich gefreut. Schließlich hat die Bezirksvertretung mit dem Abstimmungsergebnis dem überwiegenden Wählerwillen entsprochen.

Wie gehen Sie mit den aktuellen Mehrheitsverhältnissen im Stadtteilparlament um ?

Westkämper Sicher mache ich mir meine Gedanken darüber. Die Situation ist mit Vor- und Nachteilen verbunden. Wir hatten zehn Jahre lang eine Kooperation mit der SPD. Jetzt sind wir ungebunden und haben die freie Auswahl, wenn es um Bündnisse bei Sachfragen geht.

Bei welchen Themen erwarten Sie die größten Differenzen ?

Westkämper Ich hoffe und erwarte auch, dass wir in den meisten Fragen zu einem Konsens kommen. Differenzen dürfte es zum Beispiel geben, wenn die Stadt am Heidebad rütteln sollte. Die CDU hat sich immer zum Bad bekannt. Und wir hoffen, dass sich die übrigen Fraktionen ebenfalls für den Erhalt einsetzen werden.

Im September rollen die Abrissbagger am Olbo-Gelände an. Auch wenn das nur der erste Schritt für die künftige Wohnbebauung ist - sehen Sie darin ein Aufbruchssignal ?

Westkämper Ich bin zunächst einmal froh, dass es teilweise losgeht und somit attraktive Wohnungen in Marktnähe entstehen werden. Entsetzt bin ich aber darüber, dass der Eigentümer des Geländes (die Unternehmensgruppe Graf von Thun und Hohenstein Veit / Anmerkung der Redaktion) offenbar nur einen Teilabriss in Auftrag geben will und glaubt, sie könne die Politik so unter Druck setzen. Wir werden jedoch auf der Umsetzung des städtebaulichen Vertrags bestehen.

Stichwort Wohnbebauung am Hermann-Löns-Weg - wie laufen die Gespräche mit der Bürgerinitiative "Bison", die das Projekt kritisch begleitet?

Westkämper Meines Wissens prüft die Verwaltung derzeit, inwieweit die Planung den Bedenken der Anwohner Rechnung tragen kann. Darüber wird die Stadt noch informieren. Einen Teil der Einwände kann ich absolut nachvollziehen.

Welchen weiteren zentralen Herausforderungen muss sich die Bezirksvertretung in den kommenden fünf Jahren stellen?

Westkämper Eingedenk der Tatsache, dass der Stadtteil boomt, ist es sehr wichtig, dass finanzielle Mittel nicht nur in die Innenstadt fließen, sondern auch nach Ohligs, um die hiesige Infrastruktur auszubauen. Wir sind schließlich der einzige Solinger Stadtteil, der noch wächst. Wir müssen uns als Bezirksvertretung dafür einsetzen, dass es ausreichend Kita- und Betreuungsplätze gibt, das Bürgerbüro in Ohligs erhalten bleibt - und natürlich die optimalen Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind. Zudem gilt es, das Freizeitangebot zu erhalten und zu erweitern. Zum Beispiel durch die Schaffung des Galileums und die Unterhaltung und Pflege unserer Sportanlagen und Spielflächen.

Sieben neue Mitglieder hat die Bezirksvertretung in ihrer konstituierenden Sitzung begrüßt. Wie aufwendig ist es, diese mit den Themen vertraut zu machen?

Westkämper Es bedarf natürlich einer gewissen Einarbeitung. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass das relativ zügig und problemlos funktioniert.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(ied)
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