Im Blickpunkt Oberbürgermeister-Wahl Tim Kurzbach - der politische Denker

Solingen · Tim Kurzbach tritt bei der Oberbürgermeister-Wahl am 13. September als Kandidat von SPD und Grünen gegen Frank Feller (CDU) sowie die parteilosen Einzelbewerber Friedhelm Funk, Hakan Canik und Wolfgang "Coco" Teuber an.

Wer sich mit Tim Kurzbach verabredet, muss einkalkulieren, dass er in der Regel wenige Minuten zu spät kommt. Es ist keine Unart, sondern lediglich damit begründet, dass der 37-Jährige immer irgendwo zu einem kurzen Gespräch hängenbleibt - insbesondere in dem Stadtteil, wo er zu Hause ist. Der kurze Weg vom in der Grünstraße geparkten Auto in die Ohligser Fußgängerzone kann deshalb schon mal etwas länger dauern.

 Immer mittendrin: Tim Kurzbach im Stadtteil Ohligs im Bürger-Dialog.

Immer mittendrin: Tim Kurzbach im Stadtteil Ohligs im Bürger-Dialog.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

"Ich bin eine ehemalige Nachbarin und will ihm nur kurz Hallo sagen." Kurzbach, ausgestattet mit einem exzellenten Namensgedächtnis, begrüßt sie, schüttelt ihr die Hand und wechselt mit ihr ein paar freundliche Worte. Gleichzeitig behält er die Umgebung mit einem nahezu unbemerkten Seitenblick im Auge. Die Dreiviertelstunde, die an diesem Morgen in seinem prall gefüllten Terminkalender am gemeinsamen Stand der SPD und der Grünen vorgesehen ist, will der Anwärter auf das Oberbürgermeister-Amt für so viele Gespräche wie möglich nutzen.

An einer Stelle verharren kann Tim Kurzbach dabei nicht. Auf Höhe des seit Jahren leerstehenden Supermarkt-Gebäudes erblickt er an einem Info-Tisch Dr. Peter Wacker und Joachim Junker von den "Ohligser Jongens", bei denen sich auch Kurzbach engagiert. "Ich muss kurz noch etwas abklären", sagt er und macht sich auf den Weg die Düsseldorfer Straße hinunter. Auf den knapp 80 Metern wird der Politiker drei Mal angesprochen. "Die Leute wollen einen kennenlernen und in den Dialog kommen. Dafür mache ich viele Hausbesuche und bin in den Quartieren unterwegs." Beim Wahlkampf auf der Straße jedoch hat man das Gefühl, dass den Sozialdemokraten bereits Gott und die Welt kennen.

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Nur ganz selten wird der OB-Anwärter mit "Herr Kurzbach" angesprochen. Stattdessen: "Guten Morgen Tim". Sascha Klocke und Stefanie Ritter nutzen die Gelegenheit, sich beim Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt zu erkundigen, ob er nicht einen Rat parat habe, wie sie einen Platz für ihre Tochter in einer Kindertagesstätte finden können. "Die Suche ist ein Problem, weil es sich bei ihr um ein Dezember-Kind handelt." Kurzbach wäre nicht Kurzbach, wenn er sich mit einem großen Netzwerk im Rücken der Sache nicht annehmen würde. "Auch wenn ich nichts versprechen kann: Mailt mich an, und ich versuche zu vermitteln."

Es sind die Themen, die die Solinger ganz persönlich betreffen, mit denen der Oberbürgermeister-Kandidat in den Wahlkampf-Wochen hauptsächlich konfrontiert wird. "Neben der Suche nach Kita-Plätzen beschäftigt die Leute vor allem, ob es in Solingen irgendwo günstige Bauflächen gibt." Kurzbach bekommt vor Ort aber auch viele positive Rückmeldungen von Zugezogenen, die vermitteln, dass es ihnen in Solingen gefällt. "Sachbezogene Anfragen gibt es auch, die kommen jedoch über Mails." Dass er im Bürger-Dialog zum Beispiel zur Verlängerung der Viehbachstraße Stellung beziehen muss ("Weder Bund noch Land haben Geld, um die die Straße durchzubauen. Da kann ich nichts bewirken"), ist die Ausnahme.

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Tim Kurzbach würde gerne noch länger verweilen im Herzen von Ohligs. Doch der nächste von vielen Terminen ruft in Höhscheid. Bruder André als Koordinator an diesem Tag hat die Uhr im Blick und drängt darauf, sich auf den Weg zurück zum Auto zu machen. Wohlwissend, dass es dorthin wohl mal wieder etwas länger dauern wird. Und tatsächlich: Das nächste Händeschütteln lässt nicht lange auf sich warten.

(RP)
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