Solingen Ohligs: Bezirksbürgermeister greift Stadt an

Solingen · Marc Westkämper glaubt, dass die Stadt den Bezirk zugunsten anderer Stadtteile benachteiligt. Als Schuldigen sieht der CDU-Mann Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Die Stadt weist jedoch die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück.

Ob O-Quartier, Freizeitpark Aufderhöhe oder die Ostseite des Hauptbahnhofs - der Bezirksbürgermeister von Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid, Marc Westkämper (CDU), befürchtet, dass sein Stadtteil langsam, aber sicher immer deutlicher ins Abseits gerät. Aus diesem Grund geht der Christdemokrat jetzt in die Offensive und attackiert die Stadt Solingen sowie die Rathausspitze frontal. "Projekte werden entweder nicht umgesetzt oder gar nicht erst in Angriff genommen", sagte Westkämper gestern vor allem auch an die Adresse von Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD).

Dabei ärgert sich der erste Mann des - gemessen an der Einwohnerzahl - größten Bezirks der Stadt aber nicht allein über die angebliche Benachteiligung von Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid. Was Westkämper zusätzlich wurmt, ist eine vermeintliche Bevorzugung anderer Stadtteile. Jedenfalls, so der Bezirksbürgermeister, sei es nicht mehr länger akzeptabel, "dass sich die planerischen Aktivitäten" der Stadt "fast ausschließlich auf Solingen-Mitte konzentrieren".

 Der Marktplatz in Ohligs: Dort sollte eigentlich schon im Jahr 2014 das neue Einkaufs-Center O-Quartier eröffnen. Doch bis heute hat der Bau nicht begonnen.

Der Marktplatz in Ohligs: Dort sollte eigentlich schon im Jahr 2014 das neue Einkaufs-Center O-Quartier eröffnen. Doch bis heute hat der Bau nicht begonnen.

Foto: mak

Den Hauptverantwortlichen für eine solche Entwicklung glaubt Marc Westkämper in der Person von OB Kurzbach ausgemacht zu haben, der selbst gebürtiger Ohligser ist. So habe sich beispielsweise dessen Ankündigung in Sachen O-Quartier, den Bau des seit Jahren geplanten Einkaufszentrums gemeinsam mit NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) zur Chefsache zu machen, als "leeres Wahlkampfgetöse" erwiesen. Und zudem sei Kurzbach dafür verantwortlich, "dass die Personaldecke im Bauamt zu dünn ist". Marc Westkämper: "Der OB gefährdet durch seine Untätigkeit die Entwicklung der Stadtteile Ohligs und Aufderhöhe."

Die Stadt Solingen wies die Vorwürfe Westkämpers gestern zurück. Der Bezirksbürgermeister habe sich wohl "als CDU-Politiker geäußert", mutmaßte Rathaussprecher Lutz Peters. Gleichzeitig widersprach die Stadt der Darstellung Westkämpers, man vernachlässige Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid. Davon könne keine Rede sein, hieß es aus dem Rathaus. Denn immerhin zähle Marc Westkämper ja selbst eine ganze Reihe von Projekten auf, die im Bezirk angegangen würden. So beginne voraussichtlich noch in diesem Jahr beispielsweise die Sanierung der Sauerbreystraße sowie der Hochstraße östlich des Solinger Hauptbahnhofs.

Bezirksbürgermeister Westkämper selbst blieb hingegen bei seiner Kritik. Die Debatten um das O-Quartier hätten sich längst zu einer Endlosdiskussion entwickelt, sagte der Bezirksbürgermeister im Gespräch mit unserer Redaktion. Und daran ändere auch die in dieser Woche angekündigte Bereitschaft von Unternehmer Gerd Fischer, mit seiner Firma "plan 8" auf der brachliegenden alten Olbo-Fläche am Ohligser Marktplatz einzusteigen, zunächst einmal nichts.

Zwar drücke er Fischer die Daumen, betonte Westkämper. Denn alles, was helfe, den augenblicklichen Stillstand zu beenden, sei prinzipiell zu begrüßen. "Allerdings bin ich schon etwas skeptisch, was den Plan Gerd Fischers angeht, mehr Wohnbebauung zu schaffen", sagte der Bezirksbürgermeister. Dies würde nämlich bedeuten, dass sich Verwaltung und Politik ein weiteres Mal eingehend mit der Materie befassen müssten. Marc Westkämper: "So geht dann wieder wertvolle Zeit verloren."

(RP)
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