Solingen Opulente Klänge und klare Worte zum Start in die Saison

Solingen · Ein bravouröser Einstieg und ein deutliches Bekenntnis des Oberbürgermeisters zu den Bergischen Symphonikern.

Nicht nur die Musik von Alexander Glasunow kann laut und hart sein - auch die Worte von Oberbürgermeister Norbert Feith. "Es ist einfach ehrenrührig, so über die Zukunft des Orchesters nachzudenken und die Frage zu stellen, ob wir es uns leisten können." In Solingen gebe es keine Veranlassung, die erfolgreiche Zusammenarbeit bei den Bergischen Symphonikern zu beenden. "Es ist schlichtweg unanständig, derartiges über die Medien zu kommunizieren." Da brandet spontan der zustimmende Applaus im gut besuchten Konzertsaal beim ersten Philharmonischen Konzert auf. Über anonyme Quellen und ungenannt bleibende Zuträger aus dem Kreis des Aufsichtsrates ist öffentlich Kritik an der Arbeit der Symphoniker und ihres Generalmusikdirektors laut geworden.

"Das Orchester ist ein wichtiger Standpfeiler unseres Kulturlebens", formuliert Feith sein Bekenntnis zu den Musikern. "Noch vor zwei Jahren haben wir hart um den Bestand des Orchesters verhandelt." Die Ansprache des Oberbürgermeisters hat einen besonderen Anlass: Genau am Tag dieses ersten Philharmonischen Konzertes, am 1. September, wurden vor 20 Jahren die Bergischen Symphoniker gegründet. Feith: "Aus der finanziellen Not geboren, haben sich die Bergischen Symphoniker als ein Erfolgsmodell erwiesen." Zudem ist das Orchester mit 50 Gastauftritten jährlich - neben den heimischen Verpflichtungen - das fleißigste im Land. "Zudem ist es ein ausgezeichneter Klangkörper."

Das konnte das Orchester unter Leitung von Peter Kuhn mit der opulent ausladenden 6. Symphonie von Alexander Glasunow mehr als unter Beweis stellen.

In einem Bravourstück schaffen es die Musiker, nicht nur den gewaltigen technischen und künstlerischen Anforderungen des Komponisten gerecht zu werden, sondern auch die Seelenlage - das zwischen den Tönen Unausgesprochene - lebendig vors Ohr zu führen. Der wahrscheinlich genialste russische Komponist seiner Generation - in diesem Jahr ist sein 150. Geburtstag - lässt sein ganzes gewaltiges Können auftrumpfen. Und Dirigent und Musiker folgen ihm mit Virtuosität und Gespür.

Besonders mit dem rhythmisch ausgefeilten und mitreißenden Hauptthema glänzten die Musiker und verstanden es, die dramaturgischen Kniffe Glasunows aufblitzen zu lassen. Wenn etwa nach einer gewaltigen Steigerung die Zielgerade des Satzes zu erwarten ist, wird auf einem Paukenwirbel abgebrochen. Und eine Fuge nimmt unvermutet den Anlauf Richtung Schlussakkord.

Zuvor erklingt neben einer schwungvoll vorgetragenen "Ruy Blas"-Ouvertüre von Mendelssohn das Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482 von Mozart. Heiter und aufgeräumt, licht im Klang und perlend auf den Tasten dahinströmend, ist Silke Avenhaus als Solistin nicht nur bestens besetzt, sondern auch gleich Publikumsliebling. Das gelungene Zusammenspiel zeigt auch das sanft dahinströmende Andante: fast eine Träumerei als Miteinander der Instrumente und Instrumentengruppen inszeniert. Mit musikalischem Witz werfen sich im flotten Finale Avenhaus, Kuhn und Symphoniker die musikalischen Bälle zum Kehraus zu.

Man kann jedenfalls auf weiteres gespannt sein: Denn Silke Avenhaus ist in dieser Saison so etwas wie "Artist in residence". Sie wird noch weitere Konzerte mit den Bergischen geben.

Der gewaltige Schlussapplaus gilt nicht nur Werken und Interpreten, sondern ist wohl auch klares Bekenntnis zum Orchester und damit Echo auf die Worte des Oberbürgermeisters.

(crm)
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