Solingen Pflegeschüler leiten eine Station

Solingen · In der St. Lukas-Klinik probten Krankenpflegeschüler den Ernstfall und übernahmen - unter Aufsicht - das Kommando.

Was tun, wenn ein Patient sich auf seinem Zimmer oder mit seinem Zimmernachbarn nicht wohlfühlt, wenn die Harmonie nicht stimmt? Da muss erst einmal überlegt werden. "Die Patienten sollen sich bei uns so wohl wie möglich fühlen", sagt Saskia Fournier. Die 20-Jährige ist eine der Auszubildenden zum Gesundheits- und Krankenpfleger des Katholischen Bildungszentrums Haan, die für die Dauer von sechs Tagen eine Station in der St. Lukas-Klinik leiten durften. "Wir haben den Patienten dann in ein anderes Zimmer verlegt", erzählt Fournier. Dafür war er so dankbar, dass er die Pflegeschüler sogar umarmt hat.

Die Leitung einer Station ist eine große Herausforderung. "Es ist anstrengend und stressig", sagt Fournier, "aber, wenn man einmal verantwortlich ist, weiß man, was auf einen zukommt, wenn man ausgelernt hat."

Das ist eins der Ziele des "Führungsprojekts", das die St. Lukas-Klinik bereits seit vielen Jahren erfolgreich durchführt. "Die Schüler übernehmen komplett alle Aufgaben auf der Station", erklärt Anne Tillmanns, Lehrerin des Katholischen Bildungszentrums Haan. In diesem Jahr waren insgesamt 22 Pflegeschüler aus drei Ausbildungsjahren für die 41 Patienten der Station IV AB und einen Teil von Station VI C der Neurologie zuständig. Sie waren die Ansprechpartner für die Ärzte bei der Visite, arbeiteten die Visite aus, versorgten die Patienten und erstellten die Dienstpläne. "Wir haben es so gemacht, dass jeder dreimal Früh- und dreimal Spätdienst macht", verrät Pflegeschülerin Sarah Kanne (21): "Die Abläufe sind ja in den verschiedenen Diensten immer anders."

Natürlich ist die Leitung einer Station eine außergewöhnliche Aufgabe. "Das Managen aller Mitarbeiter ist schon ein besonderer Job", meint Saskia Fournier, und Sarah Kanne gibt zu: "Ich habe schnell gemerkt, dass ich das auf keinen Fall machen möchte." Auch, wenn die Pflegeschüler für sechs Tage für die Station verantwortlich sind, so wissen sie doch immer die erfahrenen examinierten Pflegekräfte und Lehrer des Katholischen Bildungszentrums im Hintergrund, die darüber wachen, dass alles richtig läuft und bei Notfällen übernehmen. "Das nimmt die Angst", betont Fournier.

Stationsleiterin Sandra Meinen leitet die Pflegeschüler in dieser Zeit praktisch an und freut sich über die Fortschritte: "Die Schüler entwickeln Kompetenzen in den sechs Tagen. Man muss am Ende viel weniger erklären oder eingreifen." Eine ganz besondere Herausforderung für die Pflegeschüler war ein Spätdienst, in dem sie nicht nur elf Aufnahmen, sondern auch fünf Entlassungen bewältigen mussten. "Das war sehr anstrengend, aber es war nicht chaotisch", sagt Sarah Kanne. Saskia Fournier ergänzt: "Es ist geordnet abgelaufen. Die Ärzte haben uns machen lassen. Wir waren stolz, dass wir das gemeistert haben."

Nun sind die sechs Tage vorbei, was nicht nur die examinierten Pflegekräfte der Station, sondern auch die Pflegeschüler bedauern. Gelernt haben sie in jedem Fall viel, was ihnen im Berufsleben weiterhelfen wird. Davon ist auch Jens H. Robra, Pflegedirektor der St. Lukas-Klinik, überzeugt: "Es ist wichtig für die Schüler zu erfahren, wie es nach dem Examen wird." Deshalb möchte er das Projekt auch künftig fördern, "dass es auch in den nächsten Jahren weiter stattfindet."

(sue)
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