Solingen Prinzessin im Dauerchat - und ein Schneesturm

Solingen · Uwe Dahlhaus hat für das neue Stück des Stadtensembles den Gestiefelten Kater gehörig entstaubt - sehr zur Freude der Zuschauer.

Prinzessin Pomposias einzige Freude ist das Chatten. Als ihr Vater, der König von Ambrosinien, ihr das Handy wegnimmt, kommt das einer Katastrophe gleich. Schließlich erlebt Beatrix aus Buxtehude viel mehr als sie, wie Pomposia ihren ständig geposteten Nachrichten entnehmen kann.

Was das alles mit dem Gestiefelten Kater zu tun hat ? Viel. Denn das neue Kinderstück des Stadtensembles "Der gestiefelte Kater und das Duell der Zauberer", das Uwe Dahlhaus frei nach Motiven von Märchen der Gebrüder Grimm geschrieben hat, verbindet geschickt alte und neue Welten und begeistert die jungen wie die älteren Zuschauer gleichermaßen.

Das spielfreudige Stadtensemble - allen voran Renate Kemperdick in der Rolle des Katers und Alexander Riedel als Müllersohn Hans - zieht sämtliche Register. Die Bühnentechnik gibt alles, vom Regen bis zum Schnee- und Feuersturm. Und die Musiker um Ralf Mutz haben eigens für das weihnachtliche Kinderstück neue Songs geschaffen. Auf der Bühne wird viel gesungen, manchmal wähnen sich die Zuschauer im Musical.

Dennoch bleibt das Märchen vom Müllersohn, der von seinem Vater nur diesen scheinbar wertlosen Hauskater erbt, der rote Faden durch die turbulente Handlung. Dass sich der sprechende Kater als wahrer Glücksfall entpuppt, kennen die Kinder aus dem Märchen. Das Duell der Zauberer bekommen sie sozusagen als Zugabe. Klar, dass am Ende der böse Zauberer Cabanostro (Jürgen Nippel) besiegt wird, die Bauern in Ambrosinien nicht mehr darben müssen und Prinzessin Pomposia nicht zwangsverheiratet wird.

Das Besondere der Inszenierung von Michael Tesch ist wieder das Zusammenspiel von jung und alt. Kinder stehen ebenso auf der Bühne wie ältere Herren. Selbst Kulturbürodirektor Hans Knopper ist in die Rolle eines Bauern geschlüpft, während seine Tochter Luisa als verzauberte Prinzessin Carmen auf der Bühne steht.

Auf die Kinder warten in dem modernen Märchen darüber hinaus neben verschiedenen liebevoll gestalteten Bühnenbildern (Michael Tesch und Martin Witte) und Spezialeffekten (Thomas Franz) wunderschöne Kostüme. So tummelt sich neben dem Kater der schwarze Rabe Corax (Dajana Berkenkopf) auf der Bühne, dessen Geheimnis erst am Ende gelüftet wird.

Auch Autor Uwe Dahlhaus ist in eine Rolle geschlüpft und gibt als getreuer Königs-Diener Luifunes im verarmten Königreich auch mal den Koch und die Gouvernante, in Zeiten knapper Kassen muss man eben flexibel sein. Auch Müllersohn Hans muss sich noch in einem anderen Metier bewähren. Mit Hilfe des schlauen Katers hat er entscheidenden Anteil daran, dass das moderne Märchen ganz nach alter Sitte ein glückliches Ende nimmt.

Viele überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Kinder bis zum Schluss das Geschehen auf der Bühne fasziniert verfolgen, und die letzten Geheimnisse der tollen Aufführung des Stadtensembles sollen nicht verraten werden. Schließlich gibt es ja die ganze Woche über noch weitere Vorstellungen. Nur so viel: Das gemeinsame Abschlusslied, mit dem die Darsteller allen fröhliche Weihnachten wünschen, summen die Besucher noch lange, nachdem der letzte Vorhang gefallen ist.

(RP)
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