Solingen Prozess: Trio lockt 17-Jährigen via Facebook in Falle

Solingen · Eigentlich sollte es ein Racheakt sein. Ein paar Ohrfeigen, mehr sei angeblich nicht geplant gewesen. Am Ende landete das Opfer mit Prellungen und einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Die drei Angeklagten - darunter ein erst 17 Jahre altes Mädchen - haben sich derweilen wegen schweren Raubes vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten.

Aber was war überhaupt passiert, als man sich an jenem Abend im April über den Weg lief ? Es war irgendwas mit Facebook. Angeblich soll das spätere Opfer die 17-jährige Angeklagte mit Kommentaren im sozialen Netzwerk beleidigt haben. Womit genau ? Das weiß offenbar keiner mehr so ganz genau. Für die Jugendliche schien es dennoch Grund genug zu sein, um eine Abreibung ins Kalkül zu ziehen. Und weil das Opfer zufälligerweise eine Woche lang mit der besten Freundin liiert war, war es augenscheinlich nahe liegend, den ebenfalls 17-jährigen Schüler unter fadenscheinigen Gründen zum Bachtor-Center in die Innenstadt zu locken.

Der junge Mann wiederum glaubte, auf Facebook mit seiner ehemaligen Freundin zu chatten, weil diese nach der Trennung einen Pullover von ihm zurückhaben wollte. In dem Glauben, sie nach der Verabredung dort anzutreffen, machte sich der Jugendliche auf den Weg, um später festzustellen, dass er in eine Falle getappt war. "Als ich die drei vor mir sah, wusste ich, dass mir gleich etwas passieren wird", erinnerte sich das Opfer vor Gericht an die Geschehnisse in der Tatnacht.

Die Freundin seiner Ex-Freundin habe er nur von einer flüchtigen Begegnung gekannt, deren 21 und 26 Jahre alten Begleiter hatte er noch nie gesehen. Das Mädchen habe mit einem Messer vor ihm gestanden und ihn angepöbelt. Derweilen hätten ihn die beiden Männer an den Armen festgehalten und auf ihn eingeschlagen. Kurz darauf in der nahegelegenen Unterführung am Boden liegend und aus der Bewusstlosigkeit aufwachend, hätten ihn beide mit den Füßen gegen den Kopf getreten. Sein Handy hätten die Täter mitgenommen. Wie man gestern vor Gericht hörte, wohl um die vermeintlichen Beleidigungen auf Facebook löschen zu können.

Als später zufällig ein Passant am Tatort vorbeikam, rief das Opfer mit dessen Handy die Polizei. Mittlerweile war auch der Vater des 17-Jährigen am Ort des Geschehens eingetroffen. Gemeinsam ging man erst zur Polizeiwache und dann ins Krankenhaus. Dort musste der Jugendliche zur Beobachtung bleiben - ihm wurden Prellungen und eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Die polizeiliche Durchsuchung der drei Täter hatte später ergeben, dass das Mädchen nicht nur ein Klappmesser im Schuh, sondern auch noch eine Pistole in der Handtasche mit sich trug.

Alle drei legten über ihre Verteidiger umfangreiche Geständnisse ab. Man hatte sich schon im Vorfeld der Tat getroffen, um den Tag miteinander zu verbringen. Joints rauchen, Aufputschpillen einwerfen und dazu noch eine Flasche Whiskey: Das scheint bis zur Begegnung mit dem späteren Opfer ein tagesfüllendes Programm gewesen zu sein.

Der Prozess gegen die drei Angeklagten wird am 8. Januar fortgesetzt.

(RP)
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