Landgericht Wuppertal Prozess um Mord ohne Leiche startet holprig

Solingen / Wuppertal · Vor über einem Jahr verschwindet in Solingen eine sechsfache Mutter spurlos. Die Ermittler gehen von einem Mordkomplott mit fünf Beteiligten im Namen der "Familienehre" aus. Am heutigen Montag hat der Prozess begonnen. Die Verteidigung setzte jedoch alles daran, das Verfahren auszusetzen.

Der Angeklagte Yasser Salim S. (M) kommt zum Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes an der vor über einem Jahr in Solingen verschwundenen Hanaa S.

Der Angeklagte Yasser Salim S. (M) kommt zum Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes an der vor über einem Jahr in Solingen verschwundenen Hanaa S.

Foto: Bernd Thissen

Der eigene Ehemann, der Sohn und drei weitere Verwandte sind vor dem Landgericht Wuppertal angeklagt, Hanaa S. am 21.April 2015 ermordet zu haben, um die Familienehre wieder herzustellen. Die Leiche der Frau, die zuletzt an der Hasseldelle in Solingen lebte, ist bis heute nicht gefunden worden.

Schleppend verlief der Prozess-Auftakt vor dem Landgericht in Wuppertal.

Schleppend verlief der Prozess-Auftakt vor dem Landgericht in Wuppertal.

Foto: Annemarie Kister-Preuss

Ein Verteidiger der Angeklagten setzte sich nicht durch mit einem Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Thomas Bittner. Zudem haben Umstimmigkeiten um eine Dolmetscherin den Prozessbeginn ebenso verzögert wie der Umstand, dass eine der fünf Angeklagten bei der Abholung im Gefängnis vergessen wurde.

 Am 21. April 2015 war Hanaa S. spurlos verschwunden. Weder lebendig noch tot konnten die Fahnder die Solingerin wiederfinden.

Am 21. April 2015 war Hanaa S. spurlos verschwunden. Weder lebendig noch tot konnten die Fahnder die Solingerin wiederfinden.

Foto: Polizei

Die Verteidiger des 41-jährigen Angeklagten, der Bruder des Ehemannes, hat den Antrag gestellt, die Anklage nicht zu verlesen. Sein Mandant habe sie zwar in drei Sprachen zugestellt bekommen, sie aber nicht lesen können, da er Analphabet sei.

Nach einer längeren Beratung ist die Anklageschrift inzwischen verlesen. Nun bezweifeln die Verteidiger die Zuständigkeit des Landgerichts Wuppertal - und er stellt außerdem erneut Anträge, das Verfahren auszusetzen, da der Angeklagte Ehemann der Getötetn nicht lesen und schreiben und somit die Anklage nicht ausreichend verstehen kann. Davon wollen die Verteidiger selbst auch erst kurz vor Verhandlungsbeginn erfahren haben.

Bis November sind 46 weitere Verhandlungstage angesetzt. Am Donnerstag, 30. Juni, wird der Prozess fortgesetzt.

(aki)
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