Solingen Räume fehlen - zu wenig Deutschlehrer

Solingen · Eigentlich sind sinkende Schülerzahlen wegen des demografischen Wandels erwartet worden, so dass Schulgebäude nicht mehr aus allen Nähten platzen. Doch genau dies ist in Solingen momentan der Fall.

 Der Sanierungsstau bei Schulen ist erheblich. Elke Mosebach-Garbade, Rektorin der "Scholle", ist froh über die Modernisierung des Gebäudes an der Querstraße. Schüler werden während der derzeit laufenden Bauarbeiten im alten Ohligser Hauptschulgebäude unterrichtet.

Der Sanierungsstau bei Schulen ist erheblich. Elke Mosebach-Garbade, Rektorin der "Scholle", ist froh über die Modernisierung des Gebäudes an der Querstraße. Schüler werden während der derzeit laufenden Bauarbeiten im alten Ohligser Hauptschulgebäude unterrichtet.

Foto: Mak (Archiv)

Räume für den Ganztag und Differenzierung, Inklusion, Vorbereitungs- und Auffangklassen für Zuwanderer-Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse - jeder Klassenraum wird benötigt, betonte Stadtdirektor Hartmut Hoferichter während der jüngsten Schulausschuss-Sitzung. Derzeit prüft die Verwaltung, wo sich überhaupt noch Raumreserven ergeben: "Eine Aufgabe weiterer Schulgebäude kann daher realistisch aktuell nicht in Betracht gezogen werden." SPD-Schulpolitiker Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver mahnte: Schon in den nächsten sechs Monaten sei es akut.

Die Probleme könnten nicht immer nur stückchenweise an den jeweiligen Schulen abgearbeitet werden. "Wir brauchen ein Gesamtkonzept", appellierte Angelika Witoch (Grüne). Stadtdirektor Hoferichter kündigte an, ein Konzept zur Situation in den Unterrichtsgebäuden nach der Sommerpause vorzulegen. Zusätzliches Problem: Gut 100 größere Reparatur-, Modernisierungs- beziehungsweise Ausbaumaßnahmen stehen in Schulen an, davon zwei Dutzend in beachtlichem Umfang, die nach Prioritäten abgearbeitet werden. Die größte von ihnen ist die derzeit laufende Sanierung des alten Gebäudes der Geschwister-Scholl-Schule an der Querstraße. 7,6 Millionen Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand.

Während der Bauzeit sind Gesamtschulklassen in die frühere Hauptschule Ohligs am Rennpatt ausgelagert, die ja schon seit Jahren geschlossen ist. Gut, dass das Gebäude noch zur Verfügung steht.

Ähnlich läuft es andernorts. Nach den Sommerferien zieht die auslaufende Hauptschule Höhscheid mit ins Krahenhöher Hauptschulgebäude. Dann kann das Ausbauprogramm für die im vergangenen Jahr in Höhscheid gestartete vierte Gesamtschule so richtig angegangen werden. Die Höhscheider Hauptschule hatte keine neuen Fünftklässer mehr aufgenommen, ebenso die Krahenhöhe seit Jahren - so dass es in Zukunft in Solingen keine Hauptschulen mehr geben wird. Und doch herrscht im Krahenhöher Hauptschulgebäude Raumnot, das auch für die Klassen gebraucht wird, in denen Kinder von Familien aus EU-Ländern sowie von Flüchtlingsfamilien Deutsch lernen. Das erfordert hier und an anderen Schulen Lehrer mit dem Fach Deutsch als Fremdsprache. Doch der Stellenmarkt ist leergefegt. Brisant, so die Verwaltung, ist es in der Sekundarstufe I: "Wartelisten für zugewanderte Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse werden sich kaum vermeiden lassen."

"Wir müssen beim Land Druck machen, schnellstmöglich qualifiziertes Personal bereitzustellen", sagte Edith Vieth (CDU). Ihre Sorge: "Jeder Tag, an dem die Kinder nicht vernünftig gefördert werden, ist ein verlorener Tag, der sich später rächen wird."

(tws)
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