Solingen Woelki mahnt bei IHK-Empfang zur sozialen Verantwortung

Solingen · Es hat Tradition, dass auf dem Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid-Solingen ein prominenter Gastredner Worte an die Unternehmer aus dem Bergischen Land richtet. Noch nie allerdings hat ein IHK-Präsident den Besuch mit "Eure Eminenz" begrüßen dürfen.

 IHK-Präsident Thomas Meyer begrüßte beim Neujahrsempfang als Gastredner den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki.

IHK-Präsident Thomas Meyer begrüßte beim Neujahrsempfang als Gastredner den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki.

Foto: Moll

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki zeigte sich erfreut, dass sich die mehr als 1200 geladenen Gäste in der Wuppertaler Stadthalle in diesen Tagen der Jahresabschlüsse, Inventuren und Vorbereitungen von Wirtschaftsprüfungen die Zeit genommen hatten, um sich auf einem Empfang "die erbaulichen Gedanken eines Bischofs anzuhören". Als Kernthema seiner knapp 40-minütigen Rede hatte sich der Erzbischof das Verhältnis von wirtschaftlicher Notwendigkeit und sozialer Verantwortung gewählt.

"Geld hat keinen Selbstzweck. Es ist ein Mittel zur Gestaltung des Zusammenlebens." Woelki stellte heraus, dass es der Wirtschaft immer darum gehen sollte, einen Beitrag zu leisten, damit Menschen ihr Leben besser, erfolgreicher oder selbstbestimmter gestalten können. "Märkte müssen politisch gestaltet und geordnet werden. Sonst kommen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und menschenwürdige Daseinsbedingungen nicht zueinander."

Rainer Maria Woelki warnte davor, in der Gesellschaft durch Nicht-Handeln einen sozialen Sprengstoff entstehen zu lassen, der irgendwann nicht mehr zu kontrollieren sei. Der Geistliche appellierte auch daran, die Einwanderung als Chance zu betrachten: "Wie finden die traditionsreichen Unternehmen im Bergischen Land genügend fachlich qualifizierte Mitarbeiter, um gleichzeitig marktführend und sozial wirksam sein zu können ?" Woelki wünsche sich, dass sich die Unternehmer stark machen, damit Abschlüsse von Zuwanderern anerkannt werden und Jugendliche, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben, eine Ausbildungsperspektive bekommen.

Thomas Meyer dankte dem Festredner nach einem lang anhaltenden Applaus der Vertreter aus Wirtschaft und Politik für dessen "kluge Worte". Der IHK-Präsident selbst hatte in seiner Rede einen Zeitsprung gewagt und eine Vision gezeichnet, wie das bergische Städte-Dreieck im Jahr 2025 "gesamt-bergisch" zusammengewachsen sei - basierend auf dem Zusammenschluss der Bergischen Entwicklungsagentur und der Regionalagentur zur Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die inzwischen auch notariell beglaubigt ist. "Mit dieser Gründung sowie der Einrichtung des Bergischen Regionalrates haben wir eine große Chance, unsere Region auf eine andere Ebene des gesellschaftlichen Miteinanders zu führen."

(gra)
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