Solingen Reiterhof nimmt eine weitere Hürde

Solingen · Der Gräfrather Reiterhof an der Nümmener Straße will erweitern. Wie die Debatte in der Bezirksvertretung jetzt gezeigt hat, geht es um mehr als um den Verkauf des alten Betriebshofes, den die Stadt endlich vermarkten will.

Seit Jahren wird über den Gräfrather Reiterhof diskutiert. Ein beispielhafter Fall für Solingens Stadtstruktur. Gilt es doch, unweit des Kunstmuseums Solingen einen Kompromiss zu finden: zwischen der Nachbarschaft mit angrenzenden Wohnhäusern, wirtschaftlichen Erfordernissen bäuerlicher Betriebe, dem Anliegen der Stadt, die den Betriebshof beim Parkfriedhof an der Wuppertaler Straße aus Spargründen aufgibt und das rund 5000 Quadratmeter große Gelände vermarkten will - sowie zwischen Tierfreunden, die ihr Glück buchstäblich auf dem Rücken der Pferde finden.

Gutachten wurden angefertigt; unter anderem zur Lärmbelastung. Ergebnis: Die Kommandos an die Pferde etwa verursachen keinen zu hohen Lärmpegel; dies wäre also keine unüberwindbare Höhe für die Erweiterungsabsichten des Gräfrather Reiterhofs in Richtung des nicht mehr benötigten städtischen Betriebshofes. Denn die Technischen Betriebe Solingen (TBS) konzentrieren inzwischen ihre Aktivitäten und Einrichtungen an der Dültgenstaler Straße in Wald.

Jedenfalls ist der Kompromiss jetzt näher gerückt, so der Tenor in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Gräfrath. Das Signal sei gesetzt, dass der Reiterhof Toscana eine Zukunftsperspektive habe, fasste Bezirksbürgermeister Udo Vogtländer das Ergebnis nach der Ortsbesichtigung auf dem Reiterhof und einer Debatte im großen Saal des Kunstmuseums zusammen. Die Stadtteilpolitiker haben sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, die Aufstellung des Bebauungsplanes samt entsprechendem Vermerk im Flächennutzungsplan fortzuführen.

"Wir sind auf einem positiven Weg", erklärte Vogtländer im Gespräch mit unserer Zeitung. Somit könne auch der Verkauf des alten Betriebshofes endlich abgewickelt werden. Der seit Jahrzehnten bestehende Reiterhof in Gräfrath hat Bestandsschutz, wie Stadtplaner Karl-Heinz Schmidt erklärte. Zugleich sind Verkaufsoptionen dadurch für die Stadt eingeschränkt.

Schmidt sagte: "Solange sich am Fuß des Geländes ein Reiterhof befindet, ist Wohnnutzung auf dem Betriebshof nicht möglich." Kern des neuen Konzeptes ist, dass der Reiterhof auf das Gelände des Betriebshofes rückt - und auch die Zufahrt in Zukunft von der Wuppertaler Straße bekommt. Zugleich wird im unteren Bereich an der Nümmener Straße ein Streifen freigemacht und begrünt, so dass sich dort dann keine Pferdeboxen beziehungsweise Reitflächen mehr befinden werden.

Dazu gebe es keine Alternative, sagte Monika Tönnies (Grüne). Reinhard Burski (BfS) und Christoph Keull (CDU) betonten, dass Anwohner durch einen größeren Abstand sogar noch profitieren würden, weil der Reiterhof nun gut 30 Meter nach hinten rücke. Gleichwohl sprachen sich die Bezirksvertreter dafür aus, den Autofahrern unter den Parkfriedhof-Besuchern einen Wendehammer zu ermöglichen. FDP-Mann Andreas Zelljahn appellierte, die Belange der Nachbarschaft ernst zu nehmen und dies entsprechend in den Verträgen festzuzurren.

Spannend: Der Bereich am Kunstmuseum Solingen ist ländlicher, als man von der Wuppertaler Straße aus vermuten könnte. Am Parkfriedhof in Gräfrath verpachtet die Stadt sogar Grünflächen. Auf diese ist ebenso ein Bauernhof angewiesen, wie jetzt in der Sitzung der Bezirksvertretung zur Sprache kam. Das ist ein neuer Aspekt der Debatte. Für Bezirksbürgermeister Vogtländer muss auch hier ein Kompromiss angestrebt werden - zwischen den Interessen eines Reiterhofes und jenen eines ökologisch wirtschaftenden Vollerwerbsbetriebes.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort